Heimkehr von Hermann Lingg

In meine Heimat kam ich wieder,
Es war die alte Heimat noch,
Dieselbe Luft, dieselben Lieder,
Und alles war ein andres doch.
 
Die Welle rauschte wie vor Zeiten,
Am Waldweg sprang wie sonst das Reh,
Von fern erklang ein Abendläuten,
Die Berge glänzten aus dem See.
 
Doch vor dem Haus, wo uns vor Jahren
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Die Mutter stets empfing, dort sah
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Ich fremde Menschen fremd gebaren;
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Wie weh, wie weh mir da geschah!
 
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Mir war, als rief' es aus den Wogen:
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Flieh, flieh, und ohne Wiederkehr!
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Die du geliebt, sind fortgezogen,
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Sie kehren nimmer, nimmermehr.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Heimkehr“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
94
Entstehungsjahr
1820 - 1905
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Heimkehr“ ist von Hermann Lingg, einem deutschen Dichter, der um die Mitte des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts gelebt hat. Diese Zeit ist geprägt von gesellschaftlichen Veränderungen, Industrialisierung und einer Abkehr vom Alten, hin zum Neuen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht melancholisch und nostalgisch. Es erzählt von der Rückkehr des lyrischen Ichs an einen vertrauten Ort, seiner Heimat.

Der Inhalt des Gedichts handelt von der Wahrnehmung und Empfindungen des lyrischen Ichs bei seiner Rückkehr. Obwohl die Orte und Dinge äußerlich gleich geblieben sind - die Luft, die Lieder, die umgebende Natur mit dem Rauschen der Wellen, den springenden Rehen und der Landschaft mit Bergen und See – hat sich doch etwas grundlegendes verändert. Vor allem fällt dem lyrischen Ich auf, dass das einstige Zuhause und damit verbunden die Mutter, nicht mehr vorhanden bzw. anwesend sind, was zu tiefem Schmerz und Verlustgefühl führt. Es kommt zur Erkenntnis, dass die Vergangenheit und die geliebten Menschen unwiederbringlich sind.

Von der Form her setzt Lingg auf ein einfaches, aber wirkungsvolles Muster: Vier Verse pro Strophe, vier Strophen insgesamt. Jede Strophe enthält eine bestimmte Sequenz oder Idee, die alle zusammen das Gesamtbild des Gedichts ausmachen.

Die Sprache ist einfach und bildhaft, emotional und eindringlich. Sie schafft dadurch eine starke Verbindung des Lesers mit dem lyrischen Ich und dessen Empfindungen. Der Stil des Gedichts ist archaisch, was darauf hindeutet, dass Lingg versucht, eine vergangene Zeit und das Gefühl des Verlusts und der Sehnsucht einzufangen.

Insgesamt legt das Gedicht eine tiefgreifende Untersuchung von Heimat, Veränderung und Verlust dar und ruft in uns das Bewusstsein hervor, dass nichts im Leben unveränderlich ist, dass die Zeit unaufhaltsam fortschreitet und dass der Verlust von geliebten Personen und Heimat unweigerlich Teil des Lebens ist.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Heimkehr“ ist Hermann Lingg. Der Autor Hermann Lingg wurde 1820 in Lindau am Bodensee geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1836 bis 1905 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 94 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Hermann Lingg sind „Lied“, „Die Mumie“ und „Der schwarze Tod“. Zum Autor des Gedichtes „Heimkehr“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 20 Gedichte vor.

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