Im Garten klagt die Nachtigall von Friedrich von Bodenstedt
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Im Garten klagt die Nachtigall |
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Und hängt das feine Köpfchen nieder; |
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Was hilft's, daß ich so schöne Lieder |
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Und wundersüße Töne habe |
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So lange ich dies grau' Gefieder |
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Und nicht der Rose Schöne habe! |
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Im Blumenbeet die Rose klagt: |
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Wie soll das Leben mir gefallen? |
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Was hilft's, daß vor den Blumen allen |
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Ich Anmut, Duft und Schöne habe |
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So lang' ich nicht der Nachtigallen |
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Gesang und süße Töne habe! |
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Mirza-Schaffy entschied den Streit. |
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Er sprach: Laßt eure Klagen beide, |
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Du Rose mit dem duft'gen Kleide, |
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Du Nachtigall mit deinen Liedern: |
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Vereint, zur Lust und Ohrenweide |
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Der Menschen, euch in meinen Liedern! |
Details zum Gedicht „Im Garten klagt die Nachtigall“
Friedrich von Bodenstedt
3
18
101
1819 - 1892
Romantik,
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht stammt von Friedrich von Bodenstedt, einem deutsch-englischen Autor und Übersetzer aus dem 19. Jahrhundert, der für seine Nachdichtungen von Liedern und Gedichten bekannt wurde, die er angeblich von einem aserbaidschanischen Dichter namens Mirza-Schaffy gehört hatte.
Auf den ersten Blick fällt der überschaubare Umfang des Gedichts auf, das in drei Strophen mit jeweils sechs Versen aufgebaut ist. Bei der Betrachtung des Inhalts stellt man fest, dass es um die Klagen der Nachtigall und der Rose geht, die jeweils das haben, was der anderen fehlt: Die Nachtigall besitzt einen schönen Gesang, sehnt sich aber nach der Schönheit der Rose, während die Rose ihre eigene Schönheit und ihren Duft bewundert, sich jedoch nach dem Gesang der Nachtigall sehnt. Dieser Samen des Unzufriedenseins und der Unvollkommenheit, das im Herzen der beiden Hauptfiguren gepflanzt wurde, scheint einen Konflikt zu erzeugen, der das grundlegende Thema des Gedichts ist.
Die dritte Strophe bringt mit der Figur des Mirza-Schaffy einen Schlichter in den Konflikt ein, der letztlich die Einzigartigkeit und die Einheit der einzelnen Elemente betont. Er erinnert Nachtigall und Rose daran, dass ihre jeweiligen Qualitäten nicht isoliert betrachtet werden sollen, sondern als eine Bereicherung für die Gesamtheit. In diesem Sinne können die beiden in Harmonie existieren und somit zur Freude und zum Genuss der Menschen beitragen.
Formell folgt das Gedicht keinem strengen metrischen Muster, was zu einer gewissen Freiheit in Rhythmus und Melodie führt. Die Sprache ist einfühlsam und bildlich, mit einem reichhaltigen Gebrauch von Metaphern, um die Empfindungen und das Verlangen der Nachtigall und der Rose zu unterstreichen. Die kontrastreiche Darstellung ihrer Qualitäten und Sehnsüchte bildet das Herzstück des Gedichts und spiegelt ihre individuelle Unzufriedenheit wider.
Insgesamt lässt sich sagen, dass das Gedicht eine Geschichte des Verlangens, des Konflikts und der Harmonie erzählt, die durch metaphorische Sprache, emotionale Tiefe und eine überlegte Struktur zum Ausdruck gebracht wird. Es vermittelt die Botschaft, dass jede Kreatur oder jedes Element einzigartig und unverzichtbar ist und ihren Anteil zur Schönheit der Welt beiträgt.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Im Garten klagt die Nachtigall“ ist Friedrich von Bodenstedt. 1819 wurde Bodenstedt in Peine geboren. Zwischen den Jahren 1835 und 1892 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 101 Worte. Friedrich von Bodenstedt ist auch der Autor für Gedichte wie „Aus dem Feuerquell des Weines“, „Der Rose süßer Duft genügt“ und „Nach dem Gewitter“. Zum Autor des Gedichtes „Im Garten klagt die Nachtigall“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 21 Gedichte vor.
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Zum Autor Friedrich von Bodenstedt sind auf abi-pur.de 21 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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