Frühlingsblick von Nikolaus Lenau

Durch den Wald, den dunklen, geht
holde Frühlingsmorgenstunde,
durch den Wald vom Himmel weht
eine leise Liebeskunde.
 
Selig lauscht der grüne Baum,
und er taucht mit allen Zweigen
in den schönen Frühlingstraum,
in den vollen Lebensreigen.
 
Blüht ein Blümlein irgendwo,
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wird's vom hellen Tau getränket,
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das einsame zittert froh,
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daß der Himmel sein gedenket.
 
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In geheimer Laubesnacht
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wird des Vogels Herz getroffen
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von der großen Liebesmacht,
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und er singt ein süßes Hoffen.
 
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All das frohe Lenzgeschick
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nicht ein Wort des Himmels kündet;
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nur sein stummer, warmer Blick
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hat die Seligkeit entzündet.
 
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Also in den Winterharm,
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der die Seele hielt bezwungen,
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ist ein Blick mir, still und warm,
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frühlingsmächtig, eingedrungen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Frühlingsblick“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1802 - 1850
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Frühlingsblick“ wurde von Nikolaus Lenau, einem bedeutenden Vertreter der Spätromantik, verfasst, der von 1802 bis 1850 lebte.

Auf den ersten Blick wird deutlich, dass dieses Gedicht einen Moment des Frühlings einfängt, voller Schönheit, Hoffnung und Erneuerung. Es scheint Wunder und Freude am Erwachen der Natur nach dem langen Winter zu vermitteln.

Im Inhalt des Gedichts werden die Details des Erwachens des Frühlings lebhaft dargestellt: Die erste Strophe beschreibt eine schöne Frühlingsmorgenstunde, die durch den dunklen Wald weht. In den folgenden Strophen lauschen wir den grünen Bäumen, die in den vollen Frühlingstraum eintauchen, sehen kleine Blumen, die vom Tau getränkt werden, und hören Vögel, die Hoffnung singen. Das Gedicht schließt damit, dass das lyrische Ich eine Verbindung zwischen der äußeren Welt und seinen inneren Zuständen herstellt; der Frühling, der in die Natur eintritt, tritt auch in seine Seele ein, was ihm die Wärme bringt, die der Winter seiner Seele genommen hatte.

Die Form des Gedichts besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen, wodurch eine klare Struktur und Ordnung entsteht. Lenau verwendet einfache, verständliche Sprache, die jede Einzelheit lebhaft und berührend darstellt. Die Bilder sind reich und anschaulich, sie vermitteln ein starkes Gefühl von Wärme und Lebendigkeit. Es dominieren positive Gefühlsworte wie „holde“, „selig“, „schöne“, „froh“, „süßes“, „frohe“ und „Seligkeit“. Dies fügt dem Gesamtgedicht eine Atmosphäre der Freude, der Positivität und der Hoffnung hinzu.

Insgesamt scheint dieses Gedicht eine Hommage an die Schönheit der Natur und des Frühlings zu sein. Es drückt den Wunsch des lyrischen Ichs aus, die Freude und Hoffnung, die der Frühling mit sich bringt, in sein eigenes Leben zu integrieren. Es ist eine liebevolle Darstellung des Wandels und der Hoffnung, die uns die Natur bietet, und gleichzeitig eine Erinnerung daran, wie wir, genau wie die Natur, fähig sind, uns zu erneuern und zu verändern. Es lädt uns ein, offen zu sein für die vielen Möglichkeiten, die das Leben und jeder neue Beginn bieten.

Weitere Informationen

Nikolaus Lenau ist der Autor des Gedichtes „Frühlingsblick“. Lenau wurde im Jahr 1802 in Csatád geboren. In der Zeit von 1818 bis 1850 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Lenau ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 109 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Die Gedichte „Herbstentschluß“, „Herbst“ und „Der Postillion“ sind weitere Werke des Autors Nikolaus Lenau. Zum Autor des Gedichtes „Frühlingsblick“ haben wir auf abi-pur.de weitere 51 Gedichte veröffentlicht.

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