Abendglocken von Alexis Aar

Die Abendglocken klingen,
Vom Berge hallt's zurück.
Gieb auf dein nutzlos Ringen
Nach dem ersehnten Glück!
 
Verlaß die stolzen Gleise
Und wandle friedlich hin
In dem beschränkten Kreise
Nach deiner Brüder Sinn.
 
An Müh'n ist reich der Morgen,
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Doch ihre Nacht voll Ruh.
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Sie tragen Freud' und Sorgen
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Und fragen, wozu.
 
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Im Jubel nicht vermessen,
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In Leiden trostesreich
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Und über Nacht vergessen
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Sie Freud' und Harm zugleich.
 
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Die Abendglocken klingen,
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Vom Berge hallt's zurück.
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Gieb auf dein nutzlos Ringen
20 
Nach dem ersehnten Glück!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Abendglocken“

Autor
Alexis Aar
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
83
Entstehungsjahr
1853 - 1916
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Abendglocken“ stammt von Alexis Aar, einem deutschsprachigen Autor, der im Zeitraum vom 10. Februar 1853 bis 10. Oktober 1916 lebte. Diese zeitliche Einordnung deutet darauf hin, dass dieses Gedicht potenziell in der Ära des Realismus oder des Naturalismus geschrieben wurde.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr nachdenklich und weckt dabei Assoziationen zu Ereignissen des Lebensendes und der Reflexion.

Inhaltlich schildert das lyrische Ich die Empfindung der Abendstimmung – symbolisiert durch den Klang der Abendglocken und deren Echo, das von den Bergen zurückhallt. Das Gedicht spricht direkt den Hörer an und rät ihm auf sein vergebliches Ringen nach dem ersehnten Glück zu verzichten. Es empfiehlt, sich von den „stolzen Gleisen“, vermeintlich überhöhten Ambitionen oder Zielen, zu lösen und in friedlicher Weise zu wandeln – angepasst an den „beschränkten Kreis“ der Menschheit. Denn das menschliche Leben ist von harter Arbeit und Sorgen, aber auch von Ruhe gekennzeichnet. In den Menschen wechseln sich Freude und Leid ab, und sie vergessen beides über Nacht. Das Gedicht schließt mit denselben Zeilen, mit denen es eröffnet wurde, was die verstreichende Zeit und den fortwährenden Kreislauf des Lebens assoziiert.

Formal fällt besonders die regelmäßige Vierzeiligkeit der Strophen, die sehr klare Strukturierung und das konsequente Wiederholen der Schlüsselbotschaft am Anfang und am Ende des Gedichts auf. Sprachlich ist das Gedicht durch eine sehr formale, altertümlich wirkende Ausdrucksweise gekennzeichnet, die der Ernsthaftigkeit des Themas Rechnung trägt. Zugleich versucht Aar hier, durch den Klang und den Rhythmus die schwere, ernste Botschaft des Gedichts auch über die akustische Ebene zu transportieren.

Die Aussage des lyrischen Ichs kann als Aufruf zum bescheideneren und weniger hektischen Leben verstanden werden, das mehr im Einklang mit dem eigenen inneren Selbst und dem Zyklus des Lebens liegt. Es wird ein Bild des oft vergeblichen Strebens der Menschen nach Glück und Erfüllung gemalt, welches durch die Abkehr von übermäßigem Individualismus und Exzess in ein harmonischeres, ausgeglicheneres Leben überführt werden könnte.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Abendglocken“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Alexis Aar. Aar wurde im Jahr 1853 in Radeberg (bei Dresden) geboren. Im Zeitraum zwischen 1869 und 1916 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 83 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Alexis Aar sind „Wilder Ritt“, „Herbstlied“ und „Der Pilger“. Zum Autor des Gedichtes „Abendglocken“ haben wir auf abi-pur.de weitere 10 Gedichte veröffentlicht.

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