Auf dem Wasser von Emanuel Geibel

Nun wollen Berg' und Thale wieder blühn,
Die Winde säuseln durch der Wipfel Grün,
Des Waldhorns Klang verschwimmt im Abendrot,
Ich möchte froh sein, doch mein Herz ist tot.
 
Die Freunde rudern frisch und säumen nicht,
Des Wassers Furche blinkt im Sternenlicht,
Die Zither klingt, im Takte schwebt das Boot,
Ich möchte froh sein, doch mein Herz ist tot.
 
Der Mond geht auf, und lauter wird die Lust,
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Es drängen Lieder sich aus jeder Brust,
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Der Wein im Becher glutet dunkelrot,
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Ich möchte froh sein, doch mein Herz ist tot.
 
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Und stiege meine Lieb' aus ihrem Grab
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Mit all den Wonnen, die sie einst mir gab,
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Und böte alles, was sie einst mir bot:
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Umsonst! - Denn hin ist hin, und tot ist tot!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Auf dem Wasser“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
124
Entstehungsjahr
1815 - 1884
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf dem Wasser“ stammt vom Dichter Emanuel Geibel, der im 19. Jahrhundert lebte und arbeitete. Er gehörte zur literarischen Epoche des Biedermeier und des Realismus an.

Auf den ersten Blick erzeugt das Gedicht einen schwermütigen, nachdenklichen Eindruck. Es geht um eine metaphorische Fahrt auf einem Gewässer, doch es ist die melancholische Stimmung, die dominiert.

Der Inhalt lässt sich wie folgt zusammenfassen: Das lyrische Ich nimmt zwar die natürlichen Schönheiten (blühende Landschaften, säuselnde Winde, das Abendrot) und Aktivitäten der menschlichen Gesellschaft (Musik, Gesang, fröhliche Freunde) wahr, kann sich aber emotional nicht an ihnen erfreuen, da es innerlich „tot“ ist. Schließlich wird offenbart, dass die Ursache dieser inneren Toten eine verlorene Liebe ist - selbst wenn diese Liebe wieder auftauchen würde, könnte sie nichts wiederherstellen, denn „tot ist tot“.

Im Mittelpunkt dieses Gedichts steht die Aussage, dass das lyrische Ich von einer tiefen Melancholie und Trauer erfüllt ist, die durch den Verlust einer Liebe verursacht wurde. Diese Trauer ist so tiefgreifend, dass sie das lyrische Ich vor Freude und Genuss aus der äußeren Welt abhält.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen zu je vier Versen. Es hat also eine klare, regelmäßige Form. Die Sprache ist gefühlvoll und bildhaft, sie erzeugt eine Atmosphäre von Schönheit und Traurigkeit. Jede Strophe endet mit dem traurigen Refrain „Ich möchte froh sein, doch mein Herz ist tot“, was die tiefgreifende Melancholie und Trauer des lyrischen Ichs betont. Der kraftvolle letzte Vers „Umsonst! - Denn hin ist hin, und tot ist tot!“ unterstreicht die Endgültigkeit und Unaufhaltsamkeit des Todes und des Verlusts.

Die wiederholte Verwendung von Naturbildern kennzeichnet das Gedicht als romantisches Gedicht und stellt einen Kontrast zwischen der äußeren Schönheit der Natur und der inneren Dunkelheit des lyrischen Ichs dar. Gleichzeitig dient die romantische Szenerie dazu, die schmerzhafte innere Leere des lyrischen Ichs hervorzuheben.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Auf dem Wasser“ des Autors Emanuel Geibel. Geboren wurde Geibel im Jahr 1815 in Lübeck. Im Zeitraum zwischen 1831 und 1884 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 124 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Emanuel Geibel ist auch der Autor für Gedichte wie „Die stille Wasserrose“, „Mahnung“ und „Liebesglück“. Zum Autor des Gedichtes „Auf dem Wasser“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 67 Gedichte vor.

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