Der Mustersteiger von Heinrich Kämpchen
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Was soll der Steiger sein? – Zuerst ein Treiber, |
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Denn Kohlen, Kohlen gilt’s für ihn, zu schaffen – |
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Anspannen, bis zum völligen Erschlaffen, |
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Soll er die Menschen- und die Pferdeleiber, – |
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Dann soll er kargen, kargen mit der Löhnung, |
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Mit Holz und allem, was da Geld tut kosten – |
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Soll rauben lassen auch die Stempelpfosten |
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Im Pfeilerbau zur Sparsamkeitsgewöhnung. – |
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Dann soll er schneidig sich des Tons befleißen, |
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Des „Mustertons“, den die Sergeanten führen – |
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Der Bergmann soll sogleich daran verspüren: |
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Du bist ein Knecht und tust was dir geheißen! – |
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Ist so der Steiger, ist’s um ihn nicht schade, |
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Doch selbstverständlich muß den „Soll“ er schaffen. |
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Und hat er Pech, kann er ihn nicht erraffen, |
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So fliegt er dennoch ohne alle Gnade. – |
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Ihr aber, Knappen, die ihr eure Leiber |
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Im Kohlenschacht an harter Arbeit „letzet“, – |
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Denkt, wenn der Steiger euch noch spornt und hetzet: |
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Er wird getrieben und ist wieder Treiber. – |
Details zum Gedicht „Der Mustersteiger“
Heinrich Kämpchen
5
20
147
1909
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht stammt von dem Dichter Heinrich Kämpchen, der von 1847 bis 1912 lebte. Somit lässt es sich zeitlich in die Epoche des Realismus einordnen. Es trägt den Titel „Der Mustersteiger“ und handelt offensichtlich von der Arbeit und den Anforderungen eines Steigers, einer Führungskraft im Bergbau.
Die erste Strophe legt nahe, dass die Arbeit des Steigers in erster Linie darin besteht, andere anzutreiben, damit diese Kohlen abbauen. Es geht also um harte, physische Arbeit sowohl für die Bergleute als auch für die Arbeitspferde. In der zweiten Strophe wird der Steiger als sparsam und geldbewusst dargestellt, der sogar Diebstahl für die Einsparung von Geld tolerieren würde. In der dritten Strophe wird der Ton des Steigers angesprochen, der scharf und befehlend sein soll, damit die Bergleute ihre Rolle als Untergebene klar erkennen. In der vierten Strophe wird deutlich, dass diese Rolle und Erwartungen an den Steiger hart sind und er seine Aufgabe richtig erfüllen muss, da sonst keine Nachsicht gewährt wird. Der letzte Vers der fünften Strophe schließlich spielt auf die Zwickmühle an, in der sich der Steiger befindet. Er wird einerseits getrieben, andererseits ist er Treiber.
Formal ist das Gedicht in fünf gleich strukturierte Strophen unterteilt, die jeweils vier Verse umfassen. Es weist keinen erkennbaren, regelmäßigen Reimschema auf. Die Sprache ist eher einfach und unverblümt, mit Vielen Verben, die Aktion und Tätigkeit betonen. Das spiegelt die Dynamik und Härte der Arbeit im Bergbau wider. Außerdem ist die Sprache des Gedichts direkt und schonungslos, was die harten Bedingungen des Arbeitslebens unter Tage verdeutlicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Der Mustersteiger“ von Heinrich Kämpchen eine kritische Betrachtung der Arbeitsbedingungen und sozialen Verhältnisse im Bergbau darstellt. Es zeigt die harten Anforderungen und Erwartungen an den Steiger und betont dessen Doppelrolle als Antreiber und Getriebener.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der Mustersteiger“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Kämpchen. Im Jahr 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1909 zurück. Bochum ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 147 Worte. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Altendorf“, „Am Gemündener Maar“ und „Am Grabe der Mutter“. Zum Autor des Gedichtes „Der Mustersteiger“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.
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