Das Feuerlied von Ernst Moritz Arndt

Aus Feuer ist der Geist geschaffen,
Drum schenkt mir süßes Feuer ein!
Die Lust der Lieder und der Waffen,
Die Lust der Liebe schenkt mir ein,
Der Traube süßes Sonnenblut,
Das Wunder glaubt und Wunder tut.
 
Was soll ich mit dem Zeuge machen,
Dem Wasser ohne Saft und Kraft?
Gemacht für Frösche, Kröten, Drachen
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Und für die ganze Würmerschaft?
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Für Menschen muß es frischer sein,
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Drum bringet Wein und schenket Wein!
 
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O Wonnesaft der edlen Reben!
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O Gegengift für jede Pein!
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Wie matt und wäßrig fließt das Leben,
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Wie ohne Stern und Sonnenschein,
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Wenn du, der einzig leuchten kann,
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Nicht zündest deine Lichter an!
 
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Es wäre Glauben, Lieben, Hoffen
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Und alle Herzensherrlichkeit
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Im nassen Jammer längst ersoffen,
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Und alles Leben hieße Leid,
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Wärst du nicht in der Wassersnot
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Des Mutes Sporn, der Sorge Tod.
 
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Drum dreimal Ruf und Klang gegeben!
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Ihr frohen Brüder, stoßet an!
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Dem frischen, kühnen Wind im Leben,
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Der Schiff und Segel treiben kann!
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Ruft Wein, klingt Wein und aber Wein!
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Und trinket aus und schenket ein!
 
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Aus Feuer ist der Geist geschaffen,
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Drum schenkt mir süßes Feuer ein!
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Die Lust der Lieder und der Waffen,
34 
Die Lust der Liebe schenkt mir ein,
35 
Der Traube süßes Sonnenblut,
36 
Das Wunder glaubt und Wunder tut.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Das Feuerlied“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
206
Entstehungsjahr
1817
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Feuerlied“ stammt von Ernst Moritz Arndt, einem deutschen Dichter und politischen Schriftsteller der Zeit der Romantik und Biedermeier, der von 1769 bis 1860 lebte.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine Hymne auf das Feuer und den Wein zu sein, mit einer intensiven, fast feierlichen Atmosphäre.

Schaut man sich den Inhalt genauer an, so lässt Arndt das lyrische Ich zunächst in der ersten Strophe den Wein loben, der aus „süßem Sonnenblut“ schöpft und „Wunder tut“. Der Wein wird als etwas Positives, Belebendes und Inspirierendes dargestellt, im Gegensatz zu Wasser, das in der zweiten Strophe als „saft- und kraftlos“ und nur für „Frösche, Kröten, Drachen und die ganze Würmerschaft“ gemacht ist.

In den folgenden Strophen wird das Obst, aus dem der Wein besteht, und der Wein selbst wieder gelobt. Wein wird als „Gegengift für jede Pein“ und als Lebensretter in „Wassersnot“ gesehen. Der Wein wird hier als Ermutigung und Tod der Sorge vorgestellt. In der vorletzten Strophe wird das Trinken des Weines zum Gemeinschaftserlebnis, sie ruft dazu auf, gemeinsam das Leben und den Wein zu feiern. In der letzten Strophe wiederholt sich die erste, was dem Ganzen den Charakter eines Refrains gibt.

Die Form des Gedichts ist sehr strukturiert, es besteht aus sechs gleichaufgebauten Strophen mit jeweils sechs Versen. Die Sprache des Gedichts ist volksliedhaft und trägt damit zur feierlichen Stimmung bei. Der Autor verwendet viel Symbolik und Metaphorik, besonders in Bezug auf Wein und Feuer, die beide als Lebensspender und Inspirationsquellen erscheinen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Das Feuerlied“ eine Ode an das Leben, die Gemeinschaft und besonders den Wein ist. Je nach Interpretation kann der Wein auch als Metapher für Leidenschaft und kreatives Feuer verstanden werden. In jedem Fall ist das Gedicht ein lebendiges Bekenntnis an das Leben und dessen Sinnlichkeit. Dabei zeigt Arndt ein starkes, beinahe patriotisches Pathos, das typisch für seine poetischen Werke ist. Er appeliert an das „Wir-Gefühl“ und ermutigt dazu, das Leben in seiner ganzen Fülle zu umarmen und zu schätzen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Feuerlied“ des Autors Ernst Moritz Arndt. 1769 wurde Arndt in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1817 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 206 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Die Gedichte „Das Glück, das glatt“, „Laßt wehen, was nur wehen kann“ und „Ballade“ sind weitere Werke des Autors Ernst Moritz Arndt. Zum Autor des Gedichtes „Das Feuerlied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.

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