Der Mann, der... von Joachim Ringelnatz

Der Mann, der meine Schuhe putzt
Am Bahnhofsplatz,
Hat abends, wenn er die Trambahn benutzt,
Neben sich einen Schatz.
 
Wie gern würde ich diesem Kind
Auch mal die Schuhe reinigen.
Jedoch sie sagt: „Baron, Sie sind
Ein dickes Schweinigen.“
 
Weil mir das Titelchen „Baron“
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Nicht zukommt, noch mir nutzt,
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Gab ich heute Extralohn
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Dem Mann, der meine Schuhe putzt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Der Mann, der...“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
59
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Mann, der“ wurde von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, verfasst. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934, daher können wir das Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts einordnen, genauer gesagt in die Weimarer Republik, eine Phase großer politischer und kultureller Veränderungen in Deutschland.

Beim ersten Lesen wirkt das Gedicht humorvoll und leicht ironisch, typisch für den Stil von Ringelnatz. Der Sprecher, das lyrische Ich, erzählt eine kleine Alltagsgeschichte, die den Leser zum Schmunzeln bringt.

Inhaltlich geht es um einen Mann, der dem lyrischen Ich regelmäßig die Schuhe putzt. Dieser Schuhputzer hat eine Tochter, zu der sich das lyrische Ich hingezogen fühlt und der es gerne die Schuhe putzen würde. Die Tochter, jedoch, beleidigt das lyrische Ich als „dickes Schweinigen“. Aus Verärgerung darüber gibt das lyrische Ich dem Schuhputzer einen Extralohn.

Durch diese Geschichte kommt zum Ausdruck, dass das lyrische Ich versucht, durch materielle Mittel (hier den Extralohn für den Schuhputzer) Wohlwollen zu erkaufen. Es wird deutlich, dass das lyrische Ich sich nach Anerkennung und Zuneigung sehnt, diese aber nicht erhält.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen zu je vier Versen und ist damit im klassischen Kreuzreim geschrieben. Die Sprache ist alltagsnah und humorvoll, mit ein paar ironischen Wendungen. Der Titel „Baron“, den das lyrische Ich verwendet, spielt auf gesellschaftliche Titel und Hierarchien an und unterstreicht so die soziale Unterschichtung, die sich auch in der Begegnung zwischen dem lyrischen Ich und der Tochter des Schuhputzers offenbart.

Insgesamt ist „Der Mann, der“ ein typisches Beispiel für das Werk von Joachim Ringelnatz, in dem Alltagsthemen auf humorvolle und doch nachdenkliche Weise behandelt werden.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Der Mann, der...“. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1933 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 59 Worte. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Mann, der...“ weitere 560 Gedichte vor.

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