Das Erdbeben von Ernst Moritz Arndt

Die Welt erbebt und zittert rings,
Und alle Vögel sind im Schweben,
Des Geistes Vögel all, als ging's
Zum letzten Kampf auf Tod und Leben.
 
Komm denn, mein Vogel, leichter Sinn!
Komm, Leichtsinn, auch! Wir müssen's wagen.
Man soll uns nicht als Leichen hin
Lebend'gen Leibs zu Grabe tragen.
 
Durch Blitz und Donner fröhlich hin!
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Dein Flügelklang sei Klang der Wonne,
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Als flöge Glück mit mir dahin,
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Umleuchtet von des Sieges Sonne.
 
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Hinein in dicksten Schlachtenkampf,
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Wo ältste Königsthrone fallen!
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Dort überm Kampf und überm Dampf
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Laß Siegeslieder lustig schallen.
 
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Dort greife dir den süßen Raub
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Des Muts, dem ew'ge Sterne blinken,
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Und, muß es sein, laß froh den Staub,
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Der nicht du ist, zu Staub versinken.
 
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Ha! Was ist Leben? Was ist Tod?
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Soweit des Geistes Lüfte wehen,
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Wird neu erblühn dein Morgenrot,
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Neu deine Sonne auferstehen.
 
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Laß unten Krähn und Raben schrein,
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Empor, wo Adlerschwingen tönen!
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So in den vollsten Kampf hinein
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Im Mut des Guten und des Schönen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Das Erdbeben“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
161
Entstehungsjahr
1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Ernst Moritz Arndt, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1769 bis 1860 lebte. Arndt war bekannt für seine engagierte politische Lyrik, in der er häufig patriotische und freiheitliche Ideen thematisierte. Dieses Gedicht wurde vermutlich im 19. Jahrhundert verfasst, ein genaues Entstehungsjahr lässt sich jedoch nicht feststellen.

Schon beim ersten Lesen ist eine dramatische und aufgeladene Atmosphäre zu spüren, die durch die wiederkehrenden Metaphern und die Aufforderungen des lyrischen Ichs erzeugt wird. „Das Erdbeben“ scheint in einer Zeit des Umbruchs und des Kampfes verfasst worden zu sein, was durch das wiederholte Bild des Erdbebens, das die Welt erschüttert und das Vögel zum ausschweifenden Flug animiert, unterstrichen wird.

Inhaltlich ruft das lyrische Ich zur Tapferkeit und zum Kampf auf. Es benutzt dabei das Bild des leichten Sinns als eines Vogels, der sich leichten Herzens in den Kampf stürzen soll. Es wertet Mut und Kampfgeist hoch und bringt zum Ausdruck, dass diese Tugenden höher stehen als das bloße Überleben. Zudem werden die Themen Tod und Leben reflektiert. Das lyrische Ich fordert dazu auf, Herausforderungen mit Freude zu begegnen und den Sieg als höchsten Wert anzusehen, selbst im Angesicht des Todes.

Formal besteht das Gedicht aus sieben gleich strukturierten Strophen mit jeweils vier Versen, was auf die akribische Planungssorgfalt des Autors hinweist. Die Sprache ist bildreich und mit starken Metaphern durchzogen. Viele Wörter intensivieren die emotionale Belastung, beispielsweise 'leichter Sinn', 'Leichtsinn', 'Blitz', 'Donner', 'Schlachtenkampf', 'Siegeslieder'. Das wiederkehrende Bild des 'Vogels', der verschiedene Rollen und Bedeutungen im Gedicht einnimmt, unterstreicht das Gefühl der Veränderung und der Unbeständigkeit.

Dieses Gedicht ist offensichtlich ein Aufruf zur Tapferkeit, zur Annahme des Kampfes und zur Überwindung der Angst vor dem Unbekannten oder dem Tod. Es könnte als Metapher für die Kämpfe, die in der persönlichen oder politischen Landschaft des Autors stattfinden, interpretiert werden. Insgesamt zeigt es Arndt als einen poetischen Freiheitskämpfer, der Widerstand gegen die gegebenen Umstände leistet.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Das Erdbeben“ ist Ernst Moritz Arndt. 1769 wurde Arndt in Groß Schoritz (Rügen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1848 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 161 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Der Dichter Ernst Moritz Arndt ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Zaunranke und der Klee“, „Elegie“ und „Die Biene und der Lenz“. Zum Autor des Gedichtes „Das Erdbeben“ haben wir auf abi-pur.de weitere 285 Gedichte veröffentlicht.

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