Der Mahner von Erich Mühsam
1 |
Wo bleibt ihr nur, Genossen meiner Zeit? |
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Ich schau zurück und kann euch kaum noch sehn. |
3 |
Ein wirres Stimmentosen hör ich weit, |
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weit hinter mir und kann es nicht verstehn. |
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Ich ruf euch zu, doch euer Echo fehlt |
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den Laut, der rein aus meiner Stimme klingt. |
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Ich wink euch her. Doch ihr, wie unbeseelt, |
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horcht tauben Ohrs, ob euch ein Stummer singt. |
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9 |
Vergebne Zeichen! Aus den Zähnen pfeift |
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mißtönig euer ärgerlicher Spott. |
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Kommt nie die Zeit, da ihr die Zeit begreift? |
12 |
Tritt nie aus finstern Kirchen euer Gott? |
Details zum Gedicht „Der Mahner“
Erich Mühsam
3
12
88
1920
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Mahner“ stammt von dem deutschen Autor Erich Mühsam, der am 6. April 1878 geboren wurde und am 10. Juli 1934 gestorben ist. Mühsam gehörte zur literarischen Avantgarde des beginnenden 20. Jahrhunderts und befasste sich in seinen Werken oft mit gesellschaftlichen und politischen Themen. Er wurde für seine linke, anarchistische Haltung bekannt und wurde in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland hingerichtet.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht „Der Mahner“ emotionsgeladen und vermittelt ein Gefühl von Einsamkeit und Verwirrung. Das lyrische Ich scheint sich an seine Weggefährten zu wenden, gibt Ausdruck seines Gefühls der Isolation und missverstandener Botschaft und wirft Fragen auf, die tief unter die Oberfläche gehen und einen Hauch von Verzweiflung zeigen.
Inhaltlich beklagt das lyrische Ich die apathische und unverständliche Reaktion seiner Zeitgenossen. Es macht deutlich, dass es seine Genossen aufruft und signiert, ihnen jedoch keine Reaktion oder ein Echo entgegenkommt. Stattdessen scheint es, als würden sie ihm nur mit Spott begegnen, seine Bemühungen ignorieren und seine Botschaft nicht verstehen. Es fragt nach dem Verständnis seiner Zeitgenossen für die Umstände der Gegenwart und ihrem Ausstieg aus veralteten Dogmen.
Was die Form und Sprache betrifft, ist das Gedicht in drei Strophen mit jeweils vier Versen gegliedert. Die Sprache ist bildreich und metaphorisch. Der Dichter benutzt Bilder wie das wirre Stimmentosen, das fehlende Echo und die tauben Ohren, um die Kommunikationslücke zwischen dem lyrischen Ich und seinen Genossen darzustellen. Die Frageform im letzten Vers jeder Strophe verleiht dem Gedicht einen eindringlichen und appellativen Charakter.
Insgesamt lässt sich das Gedicht als Ausdruck von Isolation, Unverständnis und der Verzweiflung des lyrischen Ichs über den Zustand seiner Zeitgenossen interpretieren. Es kann in dem politischen und historischen Kontext des Dichters - einer Zeit großer Veränderungen und Unruhen - gesehen werden und drückt den Wunsch nach Veränderung und Aufklärung aus.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Der Mahner“ ist Erich Mühsam. Der Autor Erich Mühsam wurde 1878 in Berlin geboren. Im Jahr 1920 ist das Gedicht entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Expressionismus zuordnen. Mühsam ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 88 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Erich Mühsam sind „Barbaren“, „Bauchweh“ und „Betäubung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Mahner“ weitere 57 Gedichte vor.
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Zum Autor Erich Mühsam sind auf abi-pur.de 57 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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