Amarants Lieder von Oskar von Redwitz
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Es muß was Wunderbares sein |
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Ums Lieben zweier Seelen! |
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Sie schließen ganz einander ein, |
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Sich nie ein Wort verhehlen! |
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Und Freud' und Leid, und Glück und Not |
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So miteinander tragen! |
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Vom ersten Kuß bis in den Tod |
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Sich nur von Liebe sagen! |
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Ich will dich auf den Händen tragen |
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Und dir ein treuer Engel sein; |
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Will legen meine junge Seele |
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Ganz in dein liebes Herz hinein. |
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Ich will für mich ja nichts erflehen, |
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Für dich nur alles ganz allein; |
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Ach! wenn so ganz ich in dir lebe, |
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Schließt ja auch mich der Segen ein. |
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Du armer Wald! Wer hat geglaubt, |
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Daß wir noch so zusammenkommen? |
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Der Herbst hat uns zumal entlaubt, |
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Und alle Freud' uns abgenommen. |
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Doch darfst du nicht so traurig sein, |
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Darfst wieder auf den Frühling warten! |
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Der meine blüht vielleicht allein, |
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O Gott! in deinem Himmelsgarten. |
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Ich höre leis' den Baum mich fragen: |
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?Was ist dein Herz so gramverstimmt? |
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Ich will ja auch darum nicht klagen, |
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Daß mir der Herbst die Blätter nimmt! |
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Denn wie mir Gott zur rechten Stunde |
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Die Blätter nimmt und wieder leiht, |
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So schlägt und heilt des Herzens Wunde |
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Auch dir ein Gott zur rechten Zeit." |
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Uns aus dem Bächlein hör' ich's sprechen: |
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?Was weinest du? Verzage nicht! |
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Ich muß durch Kluft und Dornen brechen, |
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Und komme doch am End' ans Licht. |
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Viel goldner aus der Klüfte Dunkeln |
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Mir dann das Licht des Tages scheint; |
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So wird die Freude sel'ger funkeln |
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Dereinst aus Augen, trübgeweint." |
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O Gott! wie war mein Herz so blind, |
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Daß ich mich zagend so vergrämt! |
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Ich, eines ew'gen Vaters Kind! |
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Des Waldes Wort hat mich beschämt. |
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Ja, Gott, du bist mein Vater treu! |
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Ich geb' als Kind mich treu dir hin; |
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Und ob ich wein', ob ich mich freu', |
48 |
Stets ich in deinen Händen bin. |
Details zum Gedicht „Amarants Lieder“
Oskar von Redwitz
6
48
296
1823 - 1891
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Amarants Lieder“ stammt von dem deutschen Dichter Oskar von Redwitz, der im 19. Jahrhundert lebte.
Schon beim ersten Lesen fällt die tiefe Emotionalität und romantische Verklärung der dargestellten Liebesbeziehung auf. Der Leser bekommt einen Einblick in die intimen Gefühle und Gedanken des lyrischen Ichs bezüglich seiner Liebesbeziehung.
Inhaltlich können wir das Gedicht in mehrere Teile untergliedern. In der ersten Strophe wird die Liebe zwischen zwei Seelen als etwas Wunderbares und Vollkommenes beschrieben. Die zweite Strophe handelt von der Hingabe des lyrischen Ichs gegenüber seiner geliebten Person und der Bereitschaft, alles für diese zu tun. In den Strophen drei und vier erkennt man eine Art Traurigkeit, vielleicht auch Zweifel, des lyrischen Ichs. Es werden Bilder der Natur, wie der herbstliche Wald, eingesetzt, um vielleicht die Vergänglichkeit von Glück und Freude zu symbolisieren. Die vier Strophe beinhaltet eine Art Trost, indem der Gedanke an ein göttliches Wirken und die Hoffnung auf bessere Zeiten in den Vordergrund gestellt wird. Die fünfte Strophe kann ebenfalls als Trost gesehen werden, da sie durch das Bild des durch Schwierigkeiten hindurchfließenden Bächleins suggeriert, dass nach schweren Zeiten Freude und Glück wieder kommen können. Die letzte Strophe schließt mit einer Gottesbezogenheit, in der das lyrische Ich seinen Glauben und Vertrauen in Gott ausdrückt.
Die poetische Form des Gedichts ist versehentlich eingetragen, jedoch lässt sich erkennen, dass es aus sechs Strophen mit jeweils acht Versen besteht, die sich jeweils auf die gleiche Endsilbe reimen, es herrscht also Paarreim.
Die Sprache des Gedichts ist romantisch und emotional, da sie tiefe Gefühle und Gedanken des lyrischen Ichs über seine Liebesbeziehung offenbart. Außerdem ist die Sprache von einer religiösen Symbolik durchzogen, da das lyrische Ich seinen Glauben und sein Vertrauen in Gott ausdrückt.
Dieses Gedicht lässt sich als Ausdruck intensiver Gefühle und Überlegungen in Bezug auf die Liebe, das Leiden und Trost finden in Glauben interpretieren. Es ist eine Reflexion über die harten Realitäten des Lebens, gespiegelt in den Bildern der Natur, und wie man mit Hilfe des Glaubens Trost und Hoffnung finden kann.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Amarants Lieder“ ist Oskar von Redwitz. 1823 wurde Redwitz in Lichtenau (Mittelfranken) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1839 bis 1891 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 296 Worte. Der Dichter Oskar von Redwitz ist auch der Autor für Gedichte wie „Nur das tut mir so bitterweh“. Zum Autor des Gedichtes „Amarants Lieder“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.
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