Heidenröslein von Johann Wolfgang von Goethe

Sah ein Knab' ein Röslein stehn,
Röslein auf der Heiden,
War so jung und morgenschön,
lief er schnell, es nah zu sehn,
sah's mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
 
Knabe sprach: ich breche dich,
Röslein auf der Heiden!
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Röslein sprach: ich steche dich,
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daß du ewig denkst an mich,
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und ich will's nicht leiden.
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Röslein, Röslein, Röslein rot,
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Röslein auf der Heiden.
 
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Und der wilde Knabe brach
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's Röslein auf der Heiden;
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Röslein wehrte sich und stach,
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half ihm doch kein Weh und Ach,
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mußt es eben leiden.
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Röslein, Röslein, Röslein rot,
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Röslein auf der Heiden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Heidenröslein“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1749 - 1832
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Heidenröslein“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Goethe lebte von 1749 bis 1832, was eine zeitliche Einordnung in die Epoche der Weimarer Klassik und der Romantik ermöglicht.

Vom ersten Eindruck her stellt das Gedicht eine einfache Geschichte dar: Ein Junge entdeckt eine Rose auf der Heide, will sie pflücken, wird von der Rose gewarnt, dass sie sich wehren wird, und trotzdem pflückt der Junge die Rose. Das Gedicht hat dabei einen leichten, beschwingten Klang, der von der Wiederholung des Wortes „Röslein“ verstärkt wird.

Der Inhalt des Gedichts wirkt auf den ersten Blick simpel: Ein Junge sieht eine schöne Rose, will sie pflücken und tut es trotz ihrer Warnung. Man könnte dies als Darstellung des Konflikts zwischen Schönheit und Zerstörung interpretieren - der Junge kann der Schönheit der Rose nicht widerstehen, selbst wenn es bedeutet, sie zu zerstören.

Die Form des Gedichtes ist eine Strophenform mit jeweils sieben Versen pro Strophe, wobei die ersten fünf Verse jeweils die Handlung des Gedichts beschreiben und die letzten beiden Verse den Refrain „Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf der Heiden.“ wiederholen.

In seiner Sprache ist das Gedicht recht einfach und unprätentiös, was gut zum scheinbar unkomplizierten Inhalt passt. Es werden einfache, alltägliche Wörter verwendet und es gibt keine komplexen Satzstrukturen. Auch die direkte Sprache, in der die Rose den Jungen warnt („ich steche dich, daß du ewig denkst an mich“) trägt zur Einfachheit des Gedichts bei.

In seiner Gesamtheit könnten das Gedicht und insbesondere die Taten des Jungen als eine Allegorie auf das Erwachsenwerden und die damit verbundenen Verluste und Verletzungen interpretiert werden. Es könnte auch als Warnung gesehen werden, dass Schönheit und Reinheit oft zerstört werden, wenn sie besessen oder kontrolliert werden sollen.

Weitere Informationen

Johann Wolfgang von Goethe ist der Autor des Gedichtes „Heidenröslein“. Geboren wurde Goethe im Jahr 1749 in Frankfurt am Main. Im Zeitraum zwischen 1765 und 1832 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von 1765 bis 1790 und wird häufig auch Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Der Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. Der Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich dabei gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich aber auch gegen das Bürgertum, das als freudlos und eng galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest der Epoche des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Autoren im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Prägend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Literaturepoche endete im Jahr 1832 mit dem Tod Johann Wolfgang von Goethes. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Die Dichter der Klassik wollten die antiken Stoffe aufleben lassen. Mit der antiken Kunst beschäftigte sich Goethe während seiner Italienreise. Die Antike gilt nun als Ideal, um Harmonie und Vollkommenheit zu erreichen. In der Gestaltung wurde das Gültige, Gesetzmäßige, Wesentliche sowie der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache häufig roh und derb ist, bleibt die Sprache in der Weimarer Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die Hauptvertreter der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Goethe und Schiller.

Das Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 101 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Wolfgang von Goethe sind „Am 1. October 1797“, „Amytnas“ und „An Annetten“. Zum Autor des Gedichtes „Heidenröslein“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1618 Gedichte veröffentlicht.

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