Der Spielmann von Adelbert von Chamisso

Im Städtchen gibt es des Jubels viel,
Da halten sie Hochzeit mit Tanz und mit Spiel,
Den Fröhlichen blinket der Wein so rot,
Die Braut nur gleicht dem getünchten Tod.
 
Ja tot für den, den nicht sie vergißt,
Der doch beim Fest nicht Bräutigam ist;
Da steht er inmitten der Gäste im Krug,
Und streichet die Geige, lustig genug!
 
Er streichet die Geige, sein Haar ergraut,
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Es springen die Saiten gellend und laut,
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Er drückt sie ans Herz und achtet es nicht,
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Ob auch sie in tausend Stücken zerbricht.
 
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Es ist gar grausig, wenn einer so stirbt,
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Wann jung sein Herz um Freude noch wirbt;
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Ich mag und will nicht länger es sehn,
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Das möchte den Kopf mir schwindelnd verdrehn.
 
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Wer heißt euch mit Fingern zeigen auf mich?
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O Gott! bewahr uns gnädiglich,
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Daß keinen der Wahnsinn übermannt;
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Bin selber ein armer Musikant.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Der Spielmann“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
143
Entstehungsjahr
1781 - 1838
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Spielmann“ wurde vom Autor Adelbert von Chamisso verfasst, der von 1781 bis 1838 lebte. Damit lässt sich das Gedicht in die Epoche der Romantik einordnen, die von etwa 1795 bis 1848 dauerte.

Auf den ersten Blick zeichnet das Gedicht das melancholische Bild eines Geigenspielers auf einer Hochzeit. Trotz des ausgelassenen Fests, ist ihm klar bewusst, dass die Braut, die er liebt, einem anderen gehört.

Inhaltlich erzählt das Gedicht die tragische Geschichte eines Musikers, der auf einer Hochzeit spielt, während die Frau, die er liebt, einen anderen heiratet. Er spielt fröhlich auf, verbirgt seine Liebe und seinen Schmerz hinter seiner Musik, bis er zerbricht. Die letzte Strophe deutet darauf hin, dass das lyrische Ich sich selbst in dem beschriebenen Spielmann sieht und sich davor fürchtet, von Wahnsinn übermannt zu werden, wie dieser.

Bezüglich der Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht in klassischem Reimschema – ABAB – verfasst ist. Es besteht aus fünf vierzeiligen Strophen. Von Chamisso verwendet eine anschauliche, emotionale Sprache, die es dem Leser ermöglicht, die leidenschaftlichen Gefühle des Spielmanns nachzuempfinden. Besonders pointiert ist die Metapher der Braut als „getünchter Tod“, die die Verzweiflung und das Leid des Spielmanns überdeutlich macht. Die Geige fungiert als Symbol für das zerbrochene Herz des Spielmanns – sie zerbricht, als er sie an seine Brust drückt, was belegt, wie sehr er unter der unerwiderten Liebe leidet. Diese intensive, emotionale Bildsprache ist typisch für die Romantik, die sich durch eine starke Betonung von Emotionen und Individualität auszeichnet.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Spielmann“ ist Adelbert von Chamisso. Chamisso wurde im Jahr 1781 geboren. In der Zeit von 1797 bis 1838 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Chamisso handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis tief in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte umfangreiche Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Musik und Philosophie jener Zeit. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Welt, die sich durch die einsetzende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Ursprung der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 143 Worte. Die Gedichte „Das Dampfroß“, „Die Kreuzschau“ und „Die Löwenbraut“ sind weitere Werke des Autors Adelbert von Chamisso. Zum Autor des Gedichtes „Der Spielmann“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 146 Gedichte vor.

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