Soldatenliebe von Wilhelm Hauff

Steh ich in finstrer Mitternacht
so einsam auf der fernen Wacht,
So denk ich an mein ferns Lieb,
ob mir's auch treu und hold verblieb.
 
Als ich zur Fahne fort gemüßt,
hat sie so herzlich mich geküßt,
Mit Bändern meinen Hut geschmückt,
und weinend mich ans Herz gedrückt.
 
Sie liebt mich noch, sie ist mir gut,
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drum bin ich froh und wohlgemut;
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Mein Herz schlägt warm in kalter Nacht,
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wenn es ans treue Lieb gedacht.
 
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Jetzt bei der Lampe mildem Schein
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gehst du wohl in dein Kämmerlein,
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Und schickst dein Nachtgebet zum Herrn
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auch für den Liebsten in der Fern!
 
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Doch wenn du traurig bist und weinst,
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mich von Gefahr umrungen meinst
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Sei ruhig, bin in Gottes Hut,
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er liebt ein treu Soldatenblut.
 
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Die Glocke schlägt, bald naht die Rund'
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und löst mich ab zu dieser Stund';
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Schlaf wohl im stillen Kämmerlein,
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und denk in deinen Träumen mein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Soldatenliebe“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
148
Entstehungsjahr
1802 - 1827
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht trägt den Titel „Soldatenliebe“ und wurde von Wilhelm Hauff geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Poet des frühen 19. Jahrhunderts. Hauffs Schaffenszeit fällt in die Zeit der deutschen Romantik.

Auf den ersten Blick ruft das Gedicht ein Gefühl von Sehnsucht und Liebe inmitten der Entbehrungen und Herausforderungen des Soldatenlebens hervor. Es hinterlässt einen nachdenklichen, aber hoffnungsvollen Eindruck auf den Leser.

Inhaltlich reflektiert das lyrische Ich, ein Soldat, seine Gefühle und Gedanken während der Wache in der Nacht. Er grübelt über seine Geliebte und deren Treue, erinnert sich an ihre Zuneigung und betont seine Hoffnung und seinen Glauben an ihre anhaltende Liebe. Auch teilt er sein Vertrauen darin, dass sie an ihn denkt und für ihn in ihren Gebeten eintritt. Trotz der Distanz und der möglichen Gefahr, in der er sich befindet, verbreitet er eine beruhigende Botschaft, indem er die fürsorgliche Obhut Gottes betont. In der Schlussstrophe wird der Leser mit dem Routine charakter der Wache konfrontiert, bevor das lyrische Ich sich erneut an seine Geliebte wendet, in der Hoffnung, dass sie auch in ihren Träumen an ihn denkt.

Formal gesehen handelt es sich um ein sechsstrophiges Gedicht, mit je vier Versen pro Strophe, deren Reimschema abcb folgt. Dies verleiht dem Gedicht eine strukturierte und harmonische Form.

Die Sprache des Gedichts zeichnet sich durch ihre klare, einfache und direkte Art aus, die das Gefühlsleben des lyrischen Ichs gut widerspiegelt. Trotz der Schwere des Themas klingt die Sprache eher romantisch und hoffnungsvoll und nicht düster oder verzweifelt.

Insgesamt drückt das Gedicht die sentimentalen Ängste und Hoffnungen eines Soldaten in der Ferne aus, der trotz der Schwierigkeiten seines Alltags getröstet ist durch die Liebe und Treue seiner Geliebten sowie seinen Glauben an einen gütigen Gott.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Soldatenliebe“ des Autors Wilhelm Hauff. Der Autor Wilhelm Hauff wurde 1802 in Stuttgart geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1818 bis 1827 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 148 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Die Gedichte „Vom Turme, da ich oft gesehen“ sind weitere Werke des Autors Wilhelm Hauff. Zum Autor des Gedichtes „Soldatenliebe“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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