Das Mädchen von Adelbert von Chamisso

Mutter, Mutter! meine Puppe
Hab ich in den Schlaf gewiegt,
Gute Mutter, komm und siehe,
Wie so englisch sie da liegt.
 
Vater wies mich ab und sagte:
»Geh, du bist ein dummes Kind«;
Du nur, Mutter, kannst begreifen,
Welche meine Freuden sind.
 
Wie du mit den kleinen Kindern,
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Will ich alles mit ihr tun,
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Und sie soll in ihrer Wiege
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Neben meinem Bette ruhn.
 
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Schläft sie, werd ich von ihr träumen,
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Schreit sie auf, erwach ich gleich,
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Meine himmlisch gute Mutter,
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O wie bin ich doch so reich!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Das Mädchen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
1781 - 1838
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Mädchen“ wurde von Adelbert von Chamisso geschrieben, einem Autor, der in der Zeit der Romantik (1781-1838) lebte und wirkte. Der erste Eindruck des Gedichts ist sehr emotional und intimitätsgeladen, mit einer starken Betonung auf familiären Bindungen und den unschuldigen Freuden der Kindheit.

Dieses Gedicht erzählt die Geschichte eines Mädchens, das in enger Verbindung mit ihrer Mutter steht und stolz auf ihre Puppe ist, die sie behutsam in den Schlaf wiegt. Diese Puppe scheint dem Mädchen als real und lebendig zu erscheinen, ganz ähnlich wie Mutter und Kind. Der Vater hingegen scheint das nicht zu verstehen und stuft sie als „dummes Kind“ mit kindlichen Freuden ab. Doch das lyrische Ich lässt sich von dieser Einschätzung nicht stören und pflegt ihre liebevolle Beziehung zu der Puppe.

Inhaltlich, scheint das lyrische Ich, das spielerische und unschuldige Verhalten eines Kindes darzustellen, welches eine tiefe, mütterliche Beziehung mit seiner Puppe aufbaut. Es spiegelt die unschuldige Freude und den einfühlsamen Umgang mit ihren „Kindern“, der Puppe, die sie als real betrachtet.

Das Gedicht weist einen sehr melodischen Versbau auf, der immer wieder in vierzeilige Strophen unterteilt ist. Jede Strophe hat einen eigenen Gedankengang und ist gut strukturiert. Die Sprache ist einfach und unkompliziert, was gut zum kindlichen „Sprecher“ des Gedichts passt. Der Autor nutzt die Sprache, um eine kindliche Unschuld und eine innige Bindung zwischen Mutter, Tochter und Puppe zu erzeugen.

Insgesamt ist „Das Mädchen“ von Adelbert von Chamisso ein liebliches, emotionales Gedicht, das die Unschuld der Kindheit und die innige Bindung zwischen Mutter und Tochter durch die Erzählung des Mädchens und ihrer Puppe hervorhebt. Es ist ein Ausdruck kindlicher Vorstellungskraft und mütterlicher Liebe und Geduld.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Mädchen“ des Autors Adelbert von Chamisso. 1781 wurde Chamisso geboren. Zwischen den Jahren 1797 und 1838 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Bei Chamisso handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 zeitlich eingeordnet werden. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Welt, die sich durch die einsetzende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde manifestiert. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das 88 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Die Sonne bringt es an den Tag“, „Der Soldat“ und „Die Mutter und das Kind“ sind weitere Werke des Autors Adelbert von Chamisso. Zum Autor des Gedichtes „Das Mädchen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 146 Gedichte vor.

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