Der Lehrer von Mezzodur von Frank Wedekind

In Mezzodur war ein Lehrer,
Sigmund Zus war er genannt,
Als ein braver Mann geachtet,
In der Gegend wohlbekannt.
 
Er war Gatte und auch Vater
Von drei Kindern, noch so klein;
Leider lebte er nicht glücklich,
Denn die Eh’ ward ihm zur Pein.
 
Ein Verdacht regt sich im Herzen,
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Seine Frau sei ungetreu,
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Daß ein Andrer, nicht er selber,
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Vater seiner Kinder sei.
 
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Und von Eifersucht gepeinigt
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Lebte fürder er dem Wahn;
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Als er sich betrogen glaubte,
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Reifte leider rasch der Plan.
 
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Eines Nachts zwang er die Gattin,
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Daß sie ein Bekenntnis schrieb,
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Das er selber ihr diktierte
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Und ihr Todesurteil blieb.
 
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Als sie drin den Vater nannte
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Ihrer Kinder – ach! o Gott! –
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Schoß er die drei armen Kleinen
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In dem Bett mit Kugeln tot.
 
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Darauf hat er sie gezwungen,
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Sich zu legen auf das Bett,
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Hat sie dann auch umgebrungen,
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Wie sie ihn auch angefleht.
 
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Er legt’ nun selber Hand an sich
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Und endete dann fürchterlich.
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Das Dienstmädchen, das zugegen war,
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Mußte leuchten mit dem Licht
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Und erzählt’s mit Grauen und Entsetzen
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Dem Gericht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Der Lehrer von Mezzodur“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
34
Anzahl Wörter
176
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Lehrer von Mezzodur“ wurde von Frank Wedekind geschrieben, einem deutschen Schriftsteller, der von 1864 bis 1918 lebte und vor allem für seine sozial- und sexualkritischen Dramen bekannt ist. Beim ersten Lesen wird klar, dass dies ein sehr dunkles und besorgniserregendes Gedicht ist.

Das lyrische Ich erzählt die Geschichte eines Lehrers namens Sigmund Zus, der in der Stadt Mezzodur lebt und allgemein als respektabler Mann angesehen wird. Zus ist ein verheirateter Vater von drei kleinen Kindern, aber es ist klar, dass er in seiner Ehe nicht glücklich ist. Es wird Verdacht geäußert, dass seine Frau untreu ist und dass er möglicherweise nicht der Vater seiner Kinder ist. Dieser Verdacht lässt ihn an Eifersucht leiden und einen tödlichen Plan schmieden. In einer Nacht zwingt er seine Frau, ein Geständnis zu schreiben, in dem sie den wahren Vater ihrer Kinder benennt. Als sie das tut, tötet Zus tragischerweise seine Kinder und danach auch seine Frau und schließlich sich selbst. Ein Dienstmädchen, das Zeugin der schrecklichen Tat wird, berichtet das Vorkommnis mit Entsetzen dem Gericht.

Die Interpretation des Gedichts ist ein aufrüttelnder Appell an die Tragödie der menschlichen Eifersucht und des Misstrauens. Die Präsenz des Dienstmädchens als Zeugin verstärkt das Gefühl der Realität und Grausamkeit der beschriebenen Szenen.

Hinsichtlich der Form und Sprache des Gedichts besteht dieses aus acht Strophen, die jeweils vier Verse enthalten, mit Ausnahme der letzten, die sechs Verse hat. Es handelt sich um einen Balladenstil, der in Versen erzählt wird. Die Sprache ist recht schlicht und direkt, was nur zur Intensität der erzählten Geschichte beiträgt. Es gibt kaum metaphorische oder symbolische Elemente, die Handlung wird geradeheraus und ohne Verzierung dargestellt. Dies verleiht dem ganzen Gedicht einen eindringlichen, unverschönten Charakter, der die beschriebene Tragödie noch brutaler und erschreckender wirken lässt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Lehrer von Mezzodur“ des Autors Frank Wedekind. Geboren wurde Wedekind im Jahr 1864 in Hannover. Im Jahr 1905 ist das Gedicht entstanden. In München ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Wedekind handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 176 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 34 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Frank Wedekind sind „Alte Liebe“, „Altes Lied“ und „Am Scheidewege“. Zum Autor des Gedichtes „Der Lehrer von Mezzodur“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.

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