Der Lattenzaun von Christian Morgenstern

Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
 
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da –
 
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
 
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.
 
Ein Anblick gräßlich und gemein.
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Drum zog ihn der Senat auch ein.
 
11 
Der Architekt jedoch entfloh
12 
nach Afri- od- Ameriko.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Der Lattenzaun“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
60
Entstehungsjahr
nach 1887
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht wurde von Christian Morgenstern verfasst, einem deutschen Dichter des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, und zwar im Kontext des literarischen Impressionismus und Symbolismus.

Das Gedicht hinterlässt einen humoristischen und etwas skurrilen ersten Eindruck. Es handelt sich um ein recht simples und zugleich humorvoll-ironisches Geschehen, das eine alltägliche Situation in absurde und komische Kontexte versetzt.

Die Handlung des Gedichts dreht sich um einen Lattenzaun mit Zwischenräumen, den ein Architekt entdeckt. Er nimmt die Zwischenräume aus dem Zaun heraus und baut daraus ein Haus. Der Zaun bleibt so ohne seine früheren Zwischenräume zurück und wird letztlich vom Senat eingezogen, da sein Anblick nun unschön und „gemein“ ist. Der Architekt flieht derweil.

Dieses bizarre Geschehen scheint einerseits die Absurdität von Bürokratie und überreizen Konstruktivismus anzuspielen, indem aus etwas so Unscheinbarem wie den Zwischenräumen eines Zauns etwas so Monumentales wie ein Haus erstellt wird. Gleichzeitig wirkt es auch als Kritik an der Reduzierung von Objekten auf ihren nutzbaren Wert: Der Zaun hat ohne die Zwischenräume seinen Zweck verloren und wird daher verworfen.

Formal besteht das Gedicht aus sechs Strophen, die jeweils aus zwei Versen bestehen. Es ist also in einer recht einfachen, klaren Form geschrieben. Die Sprache ist dabei sehr bildhaft und lebendig, wodurch die Skurrilität der Situation noch unterstrichen wird. Es wird viel mit dem Kontrast zwischen dem lächerlichen, „dummen“ Zaun und der Größe des daraus entstandenen Hauses innerhalb des Textes gespielt, wobei die Situation zusätzlich komisch wirkt durch die ironische Übertreibung der Strafe, die auf den Zaun folgt, und die urkomische Flucht des Architekten.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Lattenzaun“ ist Christian Morgenstern. Der Autor Christian Morgenstern wurde 1871 in München geboren. Zwischen den Jahren 1887 und 1914 ist das Gedicht entstanden. In Zürich ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 60 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „Bundeslied der Galgenbrüder“, „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“ und „Das Auge der Maus“. Zum Autor des Gedichtes „Der Lattenzaun“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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