Der König von Münster von Rainer Maria Rilke

Der König war geschoren;
nun ging ihm die Krone zu weit
und bog ein wenig die Ohren,
in die von Zeit zu Zeit
 
gehässiges Gelärme
aus Hungermäulern fand.
Er saß, von wegen der Wärme,
auf seiner rechten Hand,
 
mürrisch und schwergesäßig.
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Er fühlte sich nicht mehr echt:
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der Herr in ihm war mäßig,
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und der Beischlaf war schlecht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der König von Münster“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
58
Entstehungsjahr
1918
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der König von Münster“ stammt von Rainer Maria Rilke, einem der bekanntesten deutschsprachigen Lyriker, der von 1875 bis 1926 lebte. Also fällt das Gedicht in die Epoche der Moderne.

Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck eines unbehaglichen und gar tragischen Königs, der weder von seinem Volk geliebt wird, noch sich selbst in seiner Rolle fühlt. Der König scheint belastet von seiner Krone und Macht zu sein und ist ausgelaugt.

Der Inhalt lässt sich vereinfacht so zusammenfassen: Der König wurde seiner königlichen Haarpracht beraubt (geschoren), wodurch seine Krone nicht mehr richtig passt und ihm sogar unangenehme körperliche Beschwerden bereitet (sie drückt auf seine Ohren). Er hört immer wieder Kritik und Beschwerden von seinem Volk, was seiner ohnehin schon angeschlagenen Stimmung nicht guttut. Um sich vor den lauten Stimmen des Pöbels zu schützen, setzt er sich auf seine Hand. Er fühlt sich unwohl, nicht mehr authentisch und scheint auch in seiner Beziehung nicht mehr erfüllt zu sein.

Interessant ist, dass Rilke hier das Bild eines entthronten Königs zeichnet, der von seinen Untertanen nicht mehr respektiert wird und auch selbst seine Position in Frage stellt. Dies steht im starken Kontrast zum traditionellen Bild des mächtigen und unantastbaren Monarchen.

Was die Form betrifft, handelt es sich um ein gereimtes Gedicht mit vier Strophen, die jeweils aus vier Versen bestehen. Die Sprache ist klar und deutlich, doch Rilke verwendet bildhafte und ironische Ausdrücke wie „geschoren“, „gehässiges Gelärme aus Hungermäulern“ und „der Herr in ihm war mäßig“. Dadurch gelingt es ihm, die komplexe seelische Verfassung des Königs auf eine sehr einfache und plastische Weise darzustellen. Der Sprachstil wirkt insgesamt eher nüchtern und sarkastisch.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der König von Münster“ des Autors Rainer Maria Rilke. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1918. Erschienen ist der Text in Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 58 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Abend in Skaane“, „Absaloms Abfall“ und „Adam“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der König von Münster“ weitere 338 Gedichte vor.

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