An das Vaterland von Arthur Fitger

Ich prüfte meines Liedes Schwingen
Und meiner Harfe vollsten Klang;
Dir, Vaterland, dir wollt' ich singen
Begeistert hohen Preisgesang.
 
Mir schwoll das Herz, die Seele brannte,
Ein lohend Opfer, dir gweiht,
Und schier zu Thränen übermannte
Mich himmelhohe Seligkeit.
 
Die Raben floh'n, die Adler flogen!
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Ein ganzes Meer von Sonnenlicht
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Schlug über mir die stolzen Wogen;
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Doch sagen, singen konnt' ich's nicht.
 
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Des Busens innerlichstem Fühlen
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Versagte scheu der Mund das Wort,
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Als schreckt' es schaudernd vor dem kühlen,
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Wohl abgemessenen Akkord.
 
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So bracht' ich auch der Mutter nimmer
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In Liedern meine Liebe dar,
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Und aller Formen bunter Schimmer
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Schien mir des echten Wesens bar.
 
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Verstummt muß ich mein Antlitz neigen,
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Mir sinkt am Saitenspiel die Hand;
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Und alle meine Lieder schweigen
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Von deinem Preis, o Vaterland!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An das Vaterland“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
127
Entstehungsjahr
1840 - 1909
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An das Vaterland“ wurde von Arthur Fitger verfasst, einem deutschen Dichter und Maler, der von 1840 bis 1909 lebte. Damit lässt sich das Gedicht in die Zeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts einordnen, eine Epoche, die auch als Zeitalter des Nationalismus in Deutschland bekannt ist.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht als ein erhabener Lobgesang auf das Vaterland. Es setzt mit der Selbstreflexion des lyrischen Ichs ein, das seinen Wunsch offenbart, das Vaterland in einem Lied zu preisen. Die starke Leidenschaft und tiefe Verehrung, die das lyrische Ich für das Vaterland empfindet, zeigt sich in den emotional intensiven Worten und Bildern, die das Gedicht durchziehen.

Im Detail erzählt das Gedicht von der epischen Suche des lyrischen Ichs nach den perfekten Worten, um seine Liebe und Hingabe an das Vaterland auszudrücken. Es strebt danach, seine intensiven Gefühle in einer Form auszudrücken, die der Großartigkeit des Vaterlandes gerecht wird. Allerdings scheint es im Verlauf dieses Prozesses zu einem Punkt der Ernüchterung zu gelangen – es ist nicht in der Lage, die passenden Worte zu finden und fühlt sich von der „kühlen“, „abgemessenen“ Formelhaftigkeit der verfügbaren Ausdrucksweisen abgestoßen. Diese Frustration wird in der letzten Strophe zum Ausdruck gebracht, in der das Lyrische Ich sein Schweigen erklärt, da seine Lieder den Preis des Vaterlandes nicht adäquat wiedergeben können.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus sechs Vierzeilenstrophen mit einem wechselnden Reimschema. Die Sprache des Gedichts ist gehoben und reich an bildhaften Metaphern und Symbolen, die die emotionale Intensität und ernsthafte Hingabe des lyrischen Ichs an das Vaterland zum Ausdruck bringen. Ein wiederkehrendes Motiv ist das der Musik und des Liedes, das den inneren Kampf des Dichters darstellt, die richtigen Worte und Töne zu finden, um seine Gefühle adäquat auszudrücken.

Insgesamt ist „An das Vaterland“ ein ausdrucksstarkes Gedicht, das die emotionale Bindung des lyrischen Ichs an sein Land und seine Verzweiflung über seine Unfähigkeit, diese Liebe adäquat auszudrücken, auf eindrucksvolle Weise darstellt. Es kann als Ausdruck der idealisierten und von starken Emotionen geprägten Beziehung gesehen werden, die viele Menschen in der damaligen Zeit zu ihrem Vaterland hatten.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An das Vaterland“ des Autors Arthur Fitger. Im Jahr 1840 wurde Fitger in Delmenhorst geboren. Zwischen den Jahren 1856 und 1909 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 127 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Arthur Fitger ist auch der Autor für Gedichte wie „Du meinst, ich sollte klagen“. Zum Autor des Gedichtes „An das Vaterland“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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