Der Soldat von Adelbert von Chamisso

Es geht bei gedämpfter Trommel Klang,
wie weit noch die Stätte, der Weg wie so lang!
O, wär er zur Ruh und alles vorbei,
ich glaub, es bricht mir das Herz entzwei.
 
Ich hab in der Welt nur ihn geliebt,
nur ihn, dem jetzt man den Tod noch giebt!
Bei klingendem Spiele wird paradiert,
dazu bin auch ich, auch ich kommandiert.
 
Nun schaut er auf zum letztenmal
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in Gottes Sonne freudigen Strahl,
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Jetzt binden sie ihm die Augen zu!
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dir schenke Gott die ewige Ruh!
 
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Es haben die neun wohl angelegt,
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acht Kugeln haben vorbeigefegt,
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Sie zittern alle vor Jammer und Schmerz,
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ich aber, traf ihn mitten ins Herz.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Soldat“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1781 - 1838
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Soldat“ wurde von Adelbert von Chamisso verfasst, der von 1781 bis 1838 lebte. Dies bedeutet, dass das Gedicht in die Epoche der Romantik einzusortieren ist, die grob von 1795 bis 1848 andauerte.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht düster und emotional beladen. Es erzählt die tragische Geschichte eines Soldaten, der vermeintlich einen anderen Soldaten, dem er sehr nahe steht, töten muss.

Im ersten Vers spricht das lyrische Ich von einem Trommelklang und einem langen, sich hinziehenden Weg, was eine Atmosphäre von Traurigkeit und Dunkelheit erzeugt. Es ist deutlich, dass das lyrische Ich unter großer seelischer Belastung steht, wie aus der Aussage hervorgeht, dass es glaubt, sein Herz könne entzweibrechen.

Im zweiten Vers bringt das lyrische Ich seine Liebe zu einem anderen Soldaten zum Ausdruck, der nun zum Tode verurteilt wurde. Das lyrische Ich wurde dazu beordert, bei der Hinrichtung des Geliebten anwesend zu sein, was seine innere Zerrissenheit weiter verstärkt.

Die dritte Strophe beschreibt die letzten Momente des Geliebten. Das lyrische Ich beobachtet, wie der Geliebte zum letzten Mal in die Sonne blickt, anschließend werden ihm die Augen verbunden. Hier wird das Leiden des lyrischen Ichs noch dramatischer, als es dem Geliebten ewige Ruhe wünscht.

In der vierten und letzten Strophe wird offenbart, dass das lyrische Ich den tödlichen Schuss auf den Geliebten abgegeben hat. Es beschreibt, wie alle neun Schützen - einschließlich des lyrischen Ichs - gezielt haben, aber nur eine Kugel das Ziel traf, und zwar jene aus der Waffe des lyrischen Ichs.

Das Gedicht ist in vier Strophen mit je vier Versen gegliedert und folgt keinem festen Reimschema. Die Sprache ist schlicht, jedoch lebendig und emotional. Das Gefühl von Schmerz, Traurigkeit und tragischer Ironie durchzieht das ganze Gedicht. Die Verwendung von Kriegsbildern und -symbolen unterstreicht das dramatische und düstere Thema des Gedichts. Kampf und Tod werden hier als unausweichlich und tragisch dargestellt. Die Ironie, dass das lyrische Ich den geliebten Menschen töten muss, unterstreicht das tragische Schicksal und die ausweglose Situation. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Gedicht auf eindrucksvolle Weise die Tragik und Grausamkeit von Krieg und Gewalt darstellt.

Weitere Informationen

Adelbert von Chamisso ist der Autor des Gedichtes „Der Soldat“. Geboren wurde Chamisso im Jahr 1781 . Das Gedicht ist in der Zeit von 1797 bis 1838 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Chamisso handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Romantik lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Romantiker sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände dieser Zeit bleiben jedoch unerwähnt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 109 Worte. Weitere Werke des Dichters Adelbert von Chamisso sind „Die Kreuzschau“, „Die Löwenbraut“ und „Zweites Lied von der alten Waschfrau“. Zum Autor des Gedichtes „Der Soldat“ haben wir auf abi-pur.de weitere 146 Gedichte veröffentlicht.

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