Der König Abend von Rainer Maria Rilke
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DER König Abend weiß sich schwach |
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Und satt und ihm geschieht: |
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Er schenkt sein Gold dem jungen Bach, |
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der einem Hirtensingen nach |
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in Menschenlande zieht. |
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Jetzt ist der Bach ein Königskind. |
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Er jubelt laut Alarm |
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und gibt den wunden Krumen blind |
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sein Gold. – Und wo die Hütten sind, |
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dort ist er wieder arm. |
Details zum Gedicht „Der König Abend“
Rainer Maria Rilke
2
10
53
1913
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der König Abend“ wurde vom renommierten Schriftsteller Rainer Maria Rilke verfasst, der von 1875 bis 1926 lebte. Rilke zählt zu den wichtigsten Lyrikern in der deutschen Literatur und seine Arbeiten sind dem Symbolismus und der Moderne zuzuordnen. Somit kann das Gedicht zeitlich in die Übergangsphase zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert eingeordnet werden.
Beim ersten Durchlesen des Gedichts fällt die allegorische Darstellung des Abends als Herrscher auf, der zu Beginn des Gedichts reich, aber schlaff erscheint. Der Inhalt des Gedichts lässt sich auf diese Weise zusammenfassen: Der „König Abend“ steht kurz vor seinem Untergang (d.h. der Nacht) und „schenkt“ daher sein restliches „Gold“, dargestellt als Sonnenstrahlen, einem jungen Bach. Dieser Bach, der zuvor bescheiden und unauffällig war, ist nun „ein Königskind“, insofern er durch das letzte Licht des Abends zum Leuchten gebracht wird. Der Bach teilt sein „Gold“ mit den „wunden Krumen“, was die Erde repräsentieren könnte, bis er, sobald er auf menschliches Territorium trifft („wo die Hütten sind“), wieder „arm“ wird, da das von der Sonne geschenkte Licht erloschen ist.
Durch diese Metapher vermittelt das lyrische Ich die ephemerale Schönheit und die Vergänglichkeit der Natur, die sich in den täglichen Zyklen von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang manifestiert. Gleichzeitig wird eine subtile kritische Anspielung auf die Wechselwirkung zwischen Natur und Zivilisation von Menschen gemacht, welche die natürliche Schönheit in Armut verwandeln kann.
In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in zwei fünfversige Strophen mit einem freien Versmaß und ohne festen Reim strukturiert. Rilke verwendet einfache, aber suggestive Bilder, die den Kreislauf von Fülle und Armut, Natur und Kultur darstellen. Dabei erzeugt die personifizierte Darstellung des Abends und des Baches eine Art mystische Atmosphäre, welche die Wertschätzung der natürlichen Welt und die Kritik an der menschlichen Beherrschung derselben intensiviert.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der König Abend“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. Im Jahr 1913 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 53 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Advent“, „Allerseelen“ und „Als ich die Universität bezog“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der König Abend“ weitere 338 Gedichte vor.
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