So wird es geschehn! von Ferdinand Freiligrath

Wie der Wolf, der Assyrier, in klirrender Pracht
Einbrach in die Hürden Judäas bei Nacht;
Wie der Perser, der Ketten anlegte dem Meer,
Über Hellas ergoß sein barbarisches Heer;
 
Wie der Hunne, ein Pfeil, den die Steppe verschoß,
Auf die Abendwelt niederfuhr, zahllos zu Roß;
Wie die Flotte, die unüberwindlich er hieß,
Wider England der Spanier brüsten sich ließ;
 
Wie der Korse, der Ohm, in unendlichen Reih'n
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Seine Tausende führte nach Rußland hinein;
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Wie auf Leichen er aufschlug sein blutig Gezelt,
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Und vermessen sich wähnte den Herrscher der Welt:
 
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So bekriegt jetzt der Korse, der Neffe des Ohms,
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So bekriegt er die Ufer des deutschesten Stroms;
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Es schüttern die Kolben, es rasselt der Stahl
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Seinem Troß gern kredenzt' er des Rheinlands Pokal!
 
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Dem Turco! dem Spahi! der stürzt ihm das Reich:
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Wie er selber, Hyäne und Schakal zugleich!
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Der bellt auf Geheiß, o verworfenes Spiel,
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Deinen heiligen Hymnus, o Rouget de Lisle!
 
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Von der Saar und der Mosel zum Odenwald schallt's;
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Da erbleicht, da erzittert die Jungfrau der Pfalz;
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Am Busen der Mutter verbirgt sein Gesicht
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Der Säugling, - ihr Lieben, o fürchtet euch nicht!
 
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Euch zu schützen, rückt Deutschland, das ganze, heran;
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Seine Tausendmaltausend stehn da, wie ein Mann;
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Stürmen an, drängen vorwärts, ein wuchtiger Keil,
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Zum Verderben dem Zwingherrn, den Völkern zum Heil!
 
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So wird es geschehn! Den Assyrier zerbrach,
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Den Perser, den Hunnen ein einziger Tag;
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Ihre Macht, ihre Pracht, sie verging wie ein Rauch
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Die Armada zerblies des Allmächtigen Hauch!
 
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Und ihn, der sich wähnte den Herrscher der Welt,
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Hat das Feuer im Bund mit der Kälte gefällt!
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Nur Geduld! Noch ein Tag, - und ein rächender Blitz
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Flammt den Frevler, den Zuaven im Purpur, vom Sitz!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.1 KB)

Details zum Gedicht „So wird es geschehn!“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
281
Entstehungsjahr
1870
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht mit dem Titel „So wird es geschehn!“ wurde von Ferdinand Freiligrath verfasst, einem deutschen Dichter und Übersetzer, der von 1810 bis 1876 lebte. Er wird im Allgemeinen der Vormärz-Epoche zugeordnet, einem Zeitraum in der deutschen Geschichte, der von revolutionären Ideen und Bestrebungen geprägt war.

Das Gedicht scheint auf den ersten Blick eine für das 19. Jahrhundert typische heroische Dichtung zu sein, in der von gewaltigen und beeindruckenden historischen Ereignissen in metaphorischer Sprache berichtet wird.

Freiligrath gibt in dem Gedicht in verständlicher Sprache eine Reihe historischer Berichte wieder. Er spricht vom Einfall der Assyrer, von der Invasion der Perser und Hellenen, von den Horden der Hunnen, von der mächtigen Flotte der Spanier und schließlich von Napoleon, dem „Korsen“, der sich einst zum Herrscher der Welt erklärte.

All diese Beispiele führt der Dichter daraufhin zusammen und verwendet sie als warnende und ermutigende Prosa vor Kämpfen und Kriegen. Er beschreibt Deutschland, das sich gegen seine Angreifer erhebt und bereit ist zu kämpfen. Dabei versichert das lyrische Ich, dass der Feind besiegt und Deutschland geschützt werden wird – „So wird es geschehn!“.

Die Sprache des Gedichts ist reich an Bildhaftigkeit und historischen Anspielungen. Die Verse sind geprägt von starken, oft gewalttätigen Bildern und kraftvollen Metaphern. Die Form des Gedichts folgt einem konsequenten Muster: Jede Strophe besteht aus vier Versen, in denen sowohl Endreime als auch durchgehende Metren (gleiche Versmaße) verwendet werden, was dem Gesamtwerk eine gewisse Rhythmik und Klangfülle verleiht.

Die Aussage des lyrischen Ichs scheint, auf den ersten Blick, klar: Vergangenheit lehrt, dass scheinbar unüberwindliche Mächte besiegt werden können. In dieser Hinsicht scheint das Gedicht sowohl eine Warnung an die Machtgierigen zu sein, die versuchen könnten, Deutschland zu schaden, als auch ein Mutmachlied für die Deutschen selbst. Hinsichtlich des historischen Kontextes könnte das Gedicht eine Reaktion auf oder eine Vorwegnahme von Kriegen und Konflikten sein, in denen Deutschland in Freiligraths Lebenszeit verwickelt war oder sein könnte.

Weitere Informationen

Ferdinand Freiligrath ist der Autor des Gedichtes „So wird es geschehn!“. Der Autor Ferdinand Freiligrath wurde 1810 in Detmold geboren. 1870 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Freiligrath ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 281 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Der Dichter Ferdinand Freiligrath ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Todten an die Lebenden“, „Eispalast“ und „Freie Presse“. Zum Autor des Gedichtes „So wird es geschehn!“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.

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