Der Kuß von Carl Streckfuß

Nie kann die Liebe ganz ihr Wesen sagen,
Und tief im Herzen glimmt die reinste Gluth.
Sich zu enthüllen wär’ ihr höchstes Gut,
Doch kann sie nie in lichte Flammen schlagen.
 
Die Sprache kann das Heiligste nicht tragen,
Kann nicht entschleyern, was im Herzen ruht,
Doch treibt der Sehnsucht ungestümer Muth,
Selbst das Unmögliche mit Kraft zu wagen.
 
Vergebens – nach dem Mädchen hingewandt,
10 
Fühlt sich der Liebende das Herz beklommen,
11 
Und selbst der Sprache armen Trost entnommen;
 
12 
Dann öffnet sich der Arme Wechselband,
13 
Dann flieget Lipp’ und Lippe heiß zusammen,
14 
Und beyde Seelen glühn in gleichen Flammen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Der Kuß“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
97
Entstehungsjahr
1804
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Carl Streckfuß. Er lebte von 1778 bis 1844, somit lässt sich das Gedicht dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert zuordnen. Diese Epoche der Literaturgeschichte wird als Romantik bezeichnet, das wird auch in dem Gedicht sichtbar.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr leidenschaftlich und innig. Es wird deutlich, dass es sich um ein Liebesgedicht handelt. Dem ersten Eindruck nach, werden Gefühle, Sehnsüchte und Leidenschaft stark thematisiert.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht darum, die innige Liebe und Leidenschaft zweier Menschen darzustellen. Das lyrische Ich spricht dabei von der Unfähigkeit, seine Liebe in Worte zu fassen und das Wesen seiner Leidenschaft vollständig auszudrücken. Die Liebe brennt zwar wie eine helle Flamme im Inneren des lyrischen Ichs, sie kann aber nicht vollständig enthüllt werden, da die Sprache diese Tiefe an Gefühlen nicht vermitteln kann. Der einzige Weg, diese Leidenschaft und Intimität auszudrücken, erscheint dem lyrischen Ich in dem Akt des Küssens.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen unterschiedlicher Länge – der Versrhythmus weist jedoch eine einheitliche Struktur auf und dichtet in einem ruhigen, harmonischen Rhythmus, was die Intimität und Ruhe des Gedichts unterstützt. Die von Streckfuß gewählte Sprache ist bildhaft und metaphorisch, die Verwendung veralteter Begriffe und Formulierungen ist charakteristisch für die Zeit der Romantik und trägt dazu bei, die Leidenschaft und Innigkeit der dargestellten Liebe zu unterstreichen.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Gedicht „Der Kuß“ von Carl Streckfuß eine tiefgehende Darstellung von Sehnsucht, Leidenschaft und Liebe ist, die durch die Unfähigkeit der Sprache, diese Emotionen vollständig zum Ausdruck zu bringen, gekennzeichnet ist. Die einzige Möglichkeit, die Intimität und Intensität dieser Gefühle zu kommunizieren, sieht der Dichter in der körperlichen Vereinigung – dem Kuss.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Kuß“ des Autors Carl Streckfuß. Streckfuß wurde im Jahr 1778 in Gera geboren. 1804 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Wien. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik oder Romantik zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 97 Worte. Der Dichter Carl Streckfuß ist auch der Autor für Gedichte wie „Beruf“, „Bey der Hochzeit des Hrn. Schultz“ und „Das Gastmahl des Theoderich“. Zum Autor des Gedichtes „Der Kuß“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 50 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Carl Streckfuß (Infos zum Autor)

Zum Autor Carl Streckfuß sind auf abi-pur.de 50 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.