Jüngst sah ich den Wind von Arno Holz

Jüngst sah ich den Wind,
Das himmlische Kind,
Als ich träumend im Walde gelegen,
Und hinter ihm schritt
Mit trippelndem Tritt
Sein Bruder, der Sommerregen.
 
In den Wipfeln da ging's
Nacht rechts und nach links,
Als wiegte der Wind sich im Bettchen;
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Und sein Brüderchen sang:
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?Die Binke die Bank"
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Und schlüpfte von Blättchen zu Blättchen.
 
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Weiß selbst nicht, wie's kam,
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Gar zu wundersam
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Es regnete, tropfte und rauschte,
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Daß ich selber ein Kind,
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Wie Regen und Wind,
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Das Spielen der beiden belauschte.
 
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Dan wurde es Nacht,
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Und eh ich's gedacht,
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Waren fort, die das Märchen mir schufen.
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Ihr Mütterlein
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Hatte sie fein
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Hinauf in den Himmel gerufen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Jüngst sah ich den Wind“

Autor
Arno Holz
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
1863 - 1929
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das genannte Gedicht stammt von dem deutschen Dichter Arno Holz, der zwischen 1863 und 1929 lebte. Dies zeitliche Einordnung würde ihn in die Epoche des Naturalismus stellen, welche eine realistische und detailgenaue Wiedergabe von Natur- und Gefühlszuständen bevorzugt.

Vom ersten Eindruck her ist das Gedicht ruhig und naturnah. Es handelt von einer Beobachtung des lyrischen Ichs im Wald. Dieses sieht den Wind und den Sommerregen als Brüder und beobachtet deren 'Spiel'. In der dritten Strophe taucht ein Gefühl von Verwunderung und Unsicherheit auf, wie das lyrische Ich zu dieser Beobachtung kam. In der letzten Strophe endet das Gedicht mit dem Nachteinbruch und dem Verschwinden der Naturphänomene.

In einfachen Worten vermittelt das Gedicht eine kindhafte Freude und Faszination an der Natur und ihren Phänomenen. Das lyrische Ich sieht die Natur als Lebewesen an, denen menschliche Züge zugeschrieben werden. Es taucht in diese Welt ein und beobachtet sie mit Staunen und Freude.

Vom sprachlichen und formalen Aspekt her folgt das Gedicht einer klaren und deklarativen Struktur mit jeweils sechs Versen pro Strophe. Der Sprachausdruck ist einfach und ohne viel Metaphorik, um den kindlichen Eindruck des Gedichts zu spiegeln. Trotzdem wird die Sprache malerisch genutzt, um atmosphärische Bilder wie beispielsweise die Bewegung des Winds oder den Klang des Sommerregens zu erzeugen. Dabei zeigt sich die Meisterschaft des Dichters in der Kombination von einfacher Sprache und starker Bildlichkeit.

Zusammengefasst ist „Jüngst sah ich den Wind“ ein Gedicht, das die kindliche Freude an der Natur und die Faszination an ihren Phänomenen vermittelt. Die Verwendung von einfacher und bildhafter Sprache betont die Unschuld und Ehrlichkeit dieser Freude und lädt die Leser ein, sich in der Natur zu verlieren, wie es das lyrische Ich im Gedicht tut.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Jüngst sah ich den Wind“ des Autors Arno Holz. Geboren wurde Holz im Jahr 1863 in Rastenburg, Ostpreußen. In der Zeit von 1879 bis 1929 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Naturalismus zuordnen. Holz ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 108 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Ninon“, „Ein Abschied“ und „So einer war auch er“ sind weitere Werke des Autors Arno Holz. Zum Autor des Gedichtes „Jüngst sah ich den Wind“ haben wir auf abi-pur.de weitere 17 Gedichte veröffentlicht.

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