Die Drei von Nikolaus Lenau

Drei Reiter, nach verlorner Schlacht,
Wie reiten sie so sacht, so sacht!
 
Aus tiefen Wunden quillt das Blut,
Es spürt das Roß die warme Flut.
 
Vom Sattel tropft das Blut, vom Zaum,
Und spült hinunter Staub und Schaum.
 
Die Rosse schreiten sanft und weich,
Sonst flöss' das Blut zu rasch, zu reich.
 
Die Reiter reiten dicht gesellt,
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Und einer sich am andern hält.
 
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Sie sehn sich traurig ins Gesicht,
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Und einer um den andern spricht:
 
13 
?Mir blüht daheim die schönste Maid,
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Drum tut mein früher Tod mir leid."
 
15 
?Hab Haus und Hof und grüner Wald,
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Und sterben muß ich hier so bald!"
 
17 
?Den Blick hab' ich in Gottes Welt,
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Sonst nichts, doch schwer mir's Sterben fällt."
 
19 
Und lauernd auf den Todesritt
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Ziehn durch die Luft drei Geier mit.
 
21 
Sie teilen kreischend unter sich:
22 
?Den speisest du, den du, den ich."
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Die Drei“

Anzahl Strophen
11
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
140
Entstehungsjahr
1842
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Drei“ wurde von Nikolaus Lenau geschrieben, einem österreichischen Lyriker der Biedermeierzeit. Es entstand vermutlich irgendwann in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als Lenau aktiv war.

Das Gedicht erzeugt einen ersten Eindruck von Traurigkeit und Endgültigkeit, indem es Bildern von drei verwundeten Reitern nach der Niederlage in einer Schlacht folgt. Sie reiten ruhig und gleichmäßig, um zu verhindern, dass sie zu schnell bluten. Sie stützen sich gegenseitig und tauschen ihre Bedauern um ihre unmittelbar bevorstehenden Todesfälle aus.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um diese drei Reiter, die scheinbar nach einer verlorenen Schlacht schwer verwundet wurden. Sie reiten langsam und sanft, um ihren Blutverlust zu minimieren. Sie sind bewusst, dass sie sterben werden und drückt ihre Reue und ihre Unzufriedenheit über ihr Schicksal aus. Einer bedauert den Verlust seiner Geliebten, der andere den Verlust seiner Besitztümer und der dritte nur den Verlust seiner Fähigkeit, die Welt zu sehen. Während sie reiten, lauern drei Geier auf ihren Tod.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und klar und verwendet bildhafte Darstellungen, um den trostlosen Zustand der Reiter und das Gefühl des unausweichlichen Todes darzustellen. Im Hinblick auf die Form besteht das Gedicht aus elf Zwei-Zeilen-Strophen, wobei jede Zeile in einem direkten, unverschönten Ton geschrieben ist. Der Autor wechselt auch gekonnt zwischen der Beschreibung der Szenerie und den inneren Gedanken und Bedenken der Reiter. Dieses Wechselspiel zwischen Innen- und Außenperspektive unterstreicht die Tragik der Situation und unterstreicht das Gefühl der Ausweglosigkeit und des Bedauerns vor dem unterstellten Tod. Die melancholische und desolate Atmosphäre sorgt für ein eindringliches Leseerlebnis. Am Ende erinnert das Erscheinen der Geier an die Sterblichkeit und die Vergänglichkeit des Lebens, wodurch die Traurigkeit und Verzweiflung der Reiter betont wird.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Drei“ des Autors Nikolaus Lenau. Im Jahr 1802 wurde Lenau in Csatád geboren. 1842 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Der Schriftsteller Lenau ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 140 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 11 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Nikolaus Lenau sind „Herbst“, „Der Postillion“ und „An einem Grabe“. Zum Autor des Gedichtes „Die Drei“ haben wir auf abi-pur.de weitere 51 Gedichte veröffentlicht.

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Zum Autor Nikolaus Lenau sind auf abi-pur.de 51 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.