Bitte von Nikolaus Lenau

Weil' auf mir, du dunkles Auge,
Übe deine Ganze Macht,
Ernste, milde, träumerische,
Unergründliche süße Nacht.
 
Nimm mit deinem Zauberdunkel
Diese Welt von hinnen hier,
Daß du über meinem Leben
Einsam schwebest für und für.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Bitte“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
35
Entstehungsjahr
1802 - 1850
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Nikolaus Lenau, bürgerlich Nikolaus Franz Niembsch Edler von Strehlenau, war ein Lyriker des 19. Jahrhunderts, der den Weg zur hochromantischen Naturlyrik ebnete. Lenau ist bekannt für seine tragische und melancholische Stimmung, die seine Werke durchzieht, die auf seine persönlichen Erfahrungen und seine Enttäuschung über die soziale und politische Realität seiner Zeit zurückzuführen ist.

Das Gedicht „Bitte“ offenbart bereits beim ersten Eindruck eine tiefe, düstere Atmosphäre. Lenau spricht direkt ein „dunkles Auge“ an und bittet es, über ihm zu weilen und seine ganze Macht auf ihn zu legen. Dieses dunkle Auge wird als „ernst“, „mild“, „träumerisch“ und „unergründlich süß“ beschrieben, das sind Adjektive, die eine vielschichtige und tiefe Emotion suggerieren. Der Betrachter wird ins Unklare gelassen, ob es sich um ein reales „Auge“, beispielsweise das einer geliebten Person, oder um ein metaphorisches Auge, beispielsweise das der Nacht oder das des Todes, handelt.

Der Sprecher, also das lyrische Ich, bittet in der zweiten Strophe das dunkle Auge, die Welt, also seine Realität, mit seinem „Zauberdunkel“ zu nehmen, so dass es allein über seinem Leben schwebt. Es scheint, als ob das lyrische Ich die Welt entfliehen möchte und in die dunkle, gefühlt unendliche Tiefe des „Auge“ entrückt werden will. Es wirkt ein Gefühl der Flucht und der Sehnsucht nach Erlösung oder Vergessen durch.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Quartetten, also Strophen mit jeweils vier Versen. Es weist keinen auffälligen Reim auf, was darauf hindeutet, dass die emotionale Botschaft in den Vordergrund gestellt wird und nicht die formale Struktur. Die Sprache des Gedichts ist klar und kraftvoll, voller konkreter Adverbien und Adjektive, die anschauliche und emotionale Bilder hervorrufen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Bitte“ ein typisches Beispiel für Lenaus Werk und seinen pessimistischen, melancholischen Stil ist. Das Gedicht drückt eine tiefe Sehnsucht nach Wendepunkten, nach Veränderung aus, die jedoch unausgesprochen und unerreichbar zu bleiben scheint - ein mächtiges Werk voller Emotion und Dunkelheit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Bitte“ des Autors Nikolaus Lenau. Der Autor Nikolaus Lenau wurde 1802 in Csatád geboren. In der Zeit von 1818 bis 1850 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Lenau ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 35 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Nikolaus Lenau sind „An einem Grabe“, „An die Entfernte“ und „An den Wind“. Zum Autor des Gedichtes „Bitte“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 51 Gedichte vor.

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