Schilflied von Nikolaus Lenau

Auf dem Teich, dem regungslosen,
weilt des Mondes holder Glanz,
flechtend seine bleichen Rosen
in des Schilfes grünen Kranz.
 
Hirsche wandeln dort am Hügel,
blicken in die Nacht empor;
manchmal regt sich das Geflügel
träumerisch im tiefen Rohr.
 
Weinend muß mein Blick sich senken;
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durch die tiefste Seele geht
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mir ein süßes Deingedenken,
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wie ein stilles Nachtgebet.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Schilflied“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
57
Entstehungsjahr
1802 - 1850
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Schilflied“ wurde von Nikolaus Lenau verfasst, einem österreichischen Schriftsteller, der von 1802 bis 1850 lebte. Dieses Werk kann somit der Epoche des Biedermeier oder auch der Romantik zugeordnet werden.

Beim ersten Lesen des Gedichtes erzeugt es eine melancholische, aber zugleich auch friedvolle und ruhige Stimmung. Die poetische Beschreibung von Natur und Nacht erweckt Bilder von Stille, Ruhe und Schönheit in der Dunkelheit.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich in den ersten zwei Strophen eine nächtliche Szenerie an einem stillen Teich. Der Fokus liegt hierbei auf dem Glanz des Mondes und der Interaktion mit der Natur – dem Schilf, den Hirschen und den Vögeln. In der dritten Strophe ändert sich der Fokus auf die innere Welt des lyrischen Ichs. Hier wird eine emotionale Reaktion auf die beobachtete Szene beschrieben. Das lyrische Ich empfindet eine süße Melancholie, die sich durch die Erinnerung („Deingedenken“) an eine – möglicherweise verlorene – Liebe ergibt. Diese Melancholie wird dabei als „ein stilles Nachtgebet“ bezeichnet.

Das Gedicht besteht aus drei gleich strukturierten vierzeiligen Strophen, die jeweils einem umarmenden Reimschema folgen (ABBA). Die Sprache ist poetisch und bildreich und wird durch den gezielten Einsatz von Metaphern und Vergleichen verstärkt, beispielsweise in „flechtend seine bleichen Rosen / in des Schilfes grünen Kranz“ oder „wie ein stilles Nachtgebet“. Dadurch erhält das Gedicht eine träumerisch-harmonische Atmosphäre, welche die melancholische Grundstimmung betont.

Insgesamt ist „Schilflied“ ein lyrisches Werk, das den klassischen Merkmalen der romantischen und biedermeieranischen Poesie entspricht: Es kombiniert die sinnliche Wahrnehmung von Natur und Nacht mit dem Ausdruck innerer Zustände und Gefühle. Das lyrische Ich nutzt die Natur dabei als Spiegel und Projektionsfläche für seine Sehnsucht und Melancholie.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Schilflied“ des Autors Nikolaus Lenau. Im Jahr 1802 wurde Lenau in Csatád geboren. In der Zeit von 1818 bis 1850 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Lenau ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 57 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Nikolaus Lenau ist auch der Autor für Gedichte wie „An einem Grabe“, „An die Entfernte“ und „An den Wind“. Zum Autor des Gedichtes „Schilflied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 51 Gedichte veröffentlicht.

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