Einer schönen Freundin ins Stammbuch von Detlev von Liliencron

Den ganzen Tag nur auf der Ottomane,
Ylang-Ylang und lange Fingernägel.
Die Anzugfrage, Wochenblattromane,
Schlaf, Nichtstun, Flachgespräch ist Tagesregel.
Ich glaube gar, für eine Seidenfahne
Verkaufst du deinen Mann und Kind und Kegel.
So schaukelst du, verfault, im Lebenskahne,
Herzlosigkeit und Hochmut sind die Segel.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Einer schönen Freundin ins Stammbuch“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
45
Entstehungsjahr
1844 - 1909
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Einer schönen Freundin ins Stammbuch“ stammt von Detlev von Liliencron, einem deutschen Lyriker und Schriftsteller, der von 1844 bis 1909 lebte. Somit kann das Gedicht in die Epoche des Realismus (1848-1890) und des poetischen Naturalismus (um 1880-1900) eingeordnet werden.

Auf den ersten Eindruck hin wirkt das Gedicht eher kritisch und sarkastisch. Es scheint, dass das lyrische Ich Unzufriedenheit und Irritation im Umgang mit der 'schönen Freundin' empfindet.

Inhaltlich macht das Gedicht eine deutliche Aussage gegen die Untätigkeit und Oberflächlichkeit der adressierten Dame, die durch den luxuriösen und müßigen Lebensstil symbolisiert wird. Das lyrische Ich wirft ihr vor, sich nur mit trivialen Dingen wie der Mode, der Lektüre von Wochenblattromanen und Pflege ihrer langen Nägel zu beschäftigen. Es geht sogar so weit, zu behaupten, dass sie ihren Mann, ihr Kind und ihr gesamtes Leben für eine Seidenfahne - ein Symbol für Eitelkeit und Oberflächlichkeit - verkaufen würde. Es wird ein Bild von ihr als einer gleichgültigen und hochmütigen Person gezeichnet, die mit 'verfaultem' Lebensstil im Lebensboot schaukelt.

Die Form des Gedichts ist ein simples achtzeiliges Gedicht, ohne festes Metrum und Reimschema. Die Sprache ist dennoch dicht und voller bildlicher Darstellungen, die das banale und materialistische Leben der Dame aufzeigen. So finden sich Beispiele wie „auf der Ottomane“, „Ylang-Ylang und lange Fingernägel“ oder „Herzlosigkeit und Hochmut sind die Segel“. Hier wird eine klare Distanz und Kritik des lyrischen Ichs gegenüber der Lebensweise der 'schönen Freundin' zum Ausdruck gebracht, die sinnbildlich für eine gesellschaftliche Schicht steht, die von Liliencron offensichtlich abgelehnt wird.

Zusammengefasst ist Liliencrons Gedicht eine deutliche Kritik an der Eitelkeit und Oberflächlichkeit im hochbürgerlichen Milieu seiner Zeit. Es zeigt die Entfremdung zwischen dem wahren Leben und den scheinbar wichtigen, aber letztlich irrelevanten Beschäftigungen der Bourgeoisie. Es ist ein Appell für mehr Authentizität und Lebensnähe.

Weitere Informationen

Detlev von Liliencron ist der Autor des Gedichtes „Einer schönen Freundin ins Stammbuch“. Liliencron wurde im Jahr 1844 in Kiel geboren. In der Zeit von 1860 bis 1909 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Naturalismus zuordnen. Der Schriftsteller Liliencron ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 45 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 8 Versen. Detlev von Liliencron ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Blitzzug“, „König Regnar Codbrog“ und „Die Musik kommt“. Zum Autor des Gedichtes „Einer schönen Freundin ins Stammbuch“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 63 Gedichte vor.

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