Auf dem Jungfernstieg von Detlev von Liliencron
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Im Jagdanzug, noch in der Heidestille, |
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Steht plötzlich mir nach Hamburg Wunsch und Wille. |
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Gedacht, getan; mein Wagen fährt mich schnell |
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Und hält nach kurzer Fahrt vor Streits Hotel. |
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Der Schlag klappt auf, die Kellnerschöße wehn, |
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Da seh ich dich bei mir vorüber gehn. |
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Und unter alle die geputzten Leute |
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Schleppst du mich mit als deine Jägerbeute. |
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Im linken Arm trag ich mein Teckelvieh, |
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Rechts schreitest du, drei machen Kompagnie. |
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Und auf und nieder durch die Menschenwogen |
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Sind wir selbander plaudernd hingezogen. |
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Wie war es schön, wie lind die Juniluft, |
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Zuweilen zieht ein Parmaveilchenduft |
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Von dir wie eine Welle über mich, |
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Und meine Seele jauchzt: Ich liebe dich. |
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Dein Sonnenschirm trifft ab und zu das Pflaster, |
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Ein Klang im Lärme der Vorüberhaster. |
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?Wie sonnverbrannt, ein Vetter der Mulatten," |
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So neckst du mich im sichern Häuserschatten. |
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Und einmal, leise, rasch im Flüsterton: |
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?Ein wenig schiefer noch den Hut, Baron." |
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Der Alsterdampfer Pfeifen hör ich rufen, |
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Dein Lachen plätschert über Silberstufen. |
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So trieben wir im Treiben hin und her, |
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Und beiden, glaub ich, war der Abschied schwer. |
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Mein Teckelhund, Herr Dibel zubenannt, |
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Hat bis zuletzt sich ängstlich umgewandt. |
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Wie war ihm schrecklich die nervöse Menge, |
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Sie stieß ihn sichtlich in die größte Enge. |
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Doch als ich Schluß gemacht auf Nummer Acht, |
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Hat er nicht allzulange mehr gewacht. |
Details zum Gedicht „Auf dem Jungfernstieg“
Detlev von Liliencron
5
32
215
1844 - 1909
Naturalismus
Gedicht-Analyse
Autor des Gedichts ist Detlev von Liliencron, ein bedeutender Vertreter der deutschsprachigen Lyrik des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Sein Geburtsdatum (3. Juni 1844) und Sterbedatum (22. Juli 1909) lassen eine zeitliche Einordnung im späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert zu.
Die erste Strophe erzeugt den Eindruck einer spontanen, belebten Szene. Das lyrische Ich verspürt unvermittelt den Wunsch, von der Heide nach Hamburg zu reisen, wo es in einem Hotel ankommt und jemanden sieht, den es offenbar kennt und als „Jägerbeute“ bezeichnet.
Der Inhalt des Gedichts scheint eine romantische Begegnung in der Stadt zu sein. Das lyrische Ich trifft auf eine Person, die er liebt und es gelingt ihm, seine Gefühle mit der fröhlichen und lebhaften Atmosphäre der Stadt zu verbinden.
Die Form des Gedichts besteht aus mehreren Strophen mit jeweils unterschiedlicher Anzahl von Versen. Der Text ist in einfachen und klaren Worten verfasst, die ein deutliches Bild der Umgebung und des Geschehens vermitteln und die Emotionen des lyrischen Ichs unterstreichen. Im Gedicht ist eine Art romantischer Liebe zu erkennen, die in der Beziehung des lyrischen Ichs zu der anderen Person zum Ausdruck kommt. Die meisten Verse bestehen aus Aussagen und Beobachtungen des lyrischen Ichs, die dazu dienen, die Szene und die Gefühle zu beschreiben.
Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und lebendig, mit ausdrucksvollen Beschreibungen von Personen und Orten. Der Dichter macht geschickten Gebrauch von Metaphern und Symbolen, um das Geschehen und die Gefühle zu verdeutlichen. Dabei verwendet er eine Mischung aus Alltagssprache und poetischer Sprache, was das Gedicht zugänglich und gleichzeitig tiefgründig macht. Der „Jagdanzug“, „Teckelvieh“ und die neckischen Aussagen verleihen dem Gedicht einen humorvollen Unterton. Insgesamt schafft Liliencron mit seinem Gedicht eine stimmungsvolle Momentaufnahme eines romantischen Stadtabenteuers.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Auf dem Jungfernstieg“ ist Detlev von Liliencron. Liliencron wurde im Jahr 1844 in Kiel geboren. Im Zeitraum zwischen 1860 und 1909 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Naturalismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Liliencron ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 215 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Detlev von Liliencron ist auch der Autor für Gedichte wie „Pidder Lüng“, „Trutz, Blanke Hans“ und „Weihnachtslied“. Zum Autor des Gedichtes „Auf dem Jungfernstieg“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 63 Gedichte vor.
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