Auf der Straßenbahn von Jakob Loewenberg
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In Hitz und Frost, in Staub und Regen, |
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Jedwedem Wetter die Stirn entgegen, |
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Die Hand an der Kurbel, das Auge gespannt: |
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So steht der Führer auf seinem Stand. |
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So steht er von früh bis abends spät, |
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Das schwatzt um ihn, das kommt und geht, |
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Das stößt und drängt sich das scherzt und lacht |
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Bis in die tiefe Mitternacht. |
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Starr blickt er hinab in der Straße Gewühl, |
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Er steht auf Posten, er kennt nur ein Ziel, |
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Wie's um ihn auch hastet und wirrt und flieht: |
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Daß nur kein Unglück, kein Unglück geschieht! |
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Nur einmal da draußen, da kann es geschehn, |
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Wo grün an der Straße die Bäume noch stehn, |
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Da bricht ein Lächeln die starre Ruh: |
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Vom Wegrand blickt fröhlich sein Weib ihm zu, |
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Sein Junge springt flink an die Vordertür |
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Und bringt ihm ein Brot und bringt ihm ein Bier, |
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Fährt jubelnd mit zur Endstation |
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Das ist des Tages reichster Lohn ... |
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Sei jedem, wie und wo er auch fährt, |
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Solch eine Strecke Weges beschert! |
Details zum Gedicht „Auf der Straßenbahn“
Jakob Loewenberg
2
22
164
1856 - 1929
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Auf der Straßenbahn“ wurde vom Autor Jakob Loewenberg verfasst. Die genaue zeitliche Einordnung des Gedichtes ist schwierig, da seine Werke vermehrt auf Deutsch und Yiddisch in der Zeit um die Jahrhundertwende (1890 - 1910) veröffentlicht wurden.
Auf ersten Blick beschreibt das Gedicht das tägliche Leben eines Straßenbahnführers. Durch das Durchstehen verschiedener Wetterbedingungen und den ständigen menschlichen Verkehr zeigt es das harte Arbeitsleben, aber auch die Beständigkeit und Verantwortung des Führers.
Inhaltlich schildert das lyrische Ich die alltäglichen Anforderungen des Straßenbahnführers, der sich auf seine Aufgabe konzentriert, um sicherzustellen, dass kein Unglück passiert. Nur wenn er sein weibliches Pendant und seinen Jungen sieht, lockert sich die angespannte Atmosphäre und er erhält seine Belohnung in Form von Nahrung und Freude.
Die Botschaft des Gedichts scheint zu sein, dass trotz des hektischen Alltags und der Belastungen jedes Berufs Glück in kleinen Momenten zu finden ist, insbesondere in der Interaktion mit geliebten Menschen. Das Gedicht endet mit einem allgemeineren Wunsch, dass jedem Menschen solche Momente des Glücks, unabhängig von ihrer Arbeit, zuteilwerden.
Das Gedicht besteht aus zwei Strophen mit insgesamt 22 Versen. Die Sprache ist einfach und direkt, was die tägliche Routine und Normalität des Geschilderten unterstreicht. Es gibt eine klare stilistische Trennung zwischen der ersten langen Strophe, die den harten Arbeitsalltag schildert, und der kurzen Schlussstrophe, die den Wunsch nach Glück für jeden Menschen ausdrückt. Die Form passt gut zum Inhalt: Der Alltag ist lang und ermüdend, während die Momente des Glücks kurz und süß sind.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Auf der Straßenbahn“ ist Jakob Loewenberg. Loewenberg wurde im Jahr 1856 in Niederntudorf bei Salzkotten geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1872 und 1929. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 164 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Jakob Loewenberg sind „Die Roggenmuhme“ und „Wandern“. Zum Autor des Gedichtes „Auf der Straßenbahn“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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