Wandern von Jakob Loewenberg

Ich wandre sonder Zweck und ziel,
Das ist das rechte Wandern.
Die Bächlein fragen nicht wohin,
Und kommt doch eins zum andern.
 
Ein wenig Grün für meinen Hut
Und blumen gibt's allwegen,
Und wenn der Sonnenschein nicht lacht,
Erfreu ich mich am Regen.
 
Und ist's kein fröhlich Menschenkind,
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So sind die lustigen Wellen,
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Die Lieder hell, die Wolken hoch
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Mir traute Weggesellen.
 
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Wenn auch die Heimat noch so fern,
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Winkt mir nur eine Klause,
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Ein freundlich Aug, ein guter Trunk,
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Da bin ich gleich zu Hause.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Wandern“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
86
Entstehungsjahr
1856 - 1929
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht ist von Jakob Loewenberg, einem Dichter und Philosophen, der im 19. Jahrhundert lebte und wirkte. Dieses Gedicht passt somit zeitlich in die Epoche des Realismus.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht ein Gefühl der Gelassenheit und Freude. Es geht um die unbeschwerte Natur des Wanderers und um die Freude an kleinen, einfachen Dingen. Das „lyrische Ich“ scheint zu betonen, dass er ohne Ziel oder Zweck wandert („Ich wandre sonder Zweck und Ziel“) und dass er die Einfachheit und Freiheit dieser Aktivität schätzt („Das ist das rechte Wandern“). Er freut sich an Naturereignissen, sei es Sonnenschein oder Regen, was seine Einstellung zur Unvorhersehbarkeit des Lebens zu verdeutlichen scheint.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen. Es handelt sich um Reimverse, wobei sich jeweils der zweite und vierte Vers jeder Strophe reimt. Die Sprache ist einfach und klar, ohne kryptische Metaphern oder schwierige Worte. Dadurch wird der unbefangene, leichtfüßige Charakter des lyrischen Ichs hervorgehoben.

Im dritten Vers jeder Strophe scheint der Dichter eine Art Höhepunkt oder Wendepunkt zu markieren. Zum Beispiel stellt er im dritten Vers der ersten Strophe eine Verbindung zwischen dem Bach und ihm selbst her: „Die Bächlein fragen nicht wohin“. In der dritten Strophe widmet er sich den „lustigen Wellen“ und den „hohen Wolken“, Metaphern vielleicht für Freude und Großzügigkeit.

Das lyrische Ich drückt schließlich die Sehnsucht nach Heimat aus, die jedoch nicht unbedingt als ein bestimmter physischer Ort dargestellt wird. Stattdessen wird die Heimat als eine Art innere Ruhe und Zufriedenheit dargestellt, die er in kleinen Dingen findet, wie einem freundlichen Blick oder einem guten Trunk. So zeigt Loewenberg auf wunderschöne Weise die tiefgreifende Weisheit, die in der Einfachheit des Lebens zu finden ist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wandern“ des Autors Jakob Loewenberg. Loewenberg wurde im Jahr 1856 in Niederntudorf bei Salzkotten geboren. Im Zeitraum zwischen 1872 und 1929 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 86 Worte. Jakob Loewenberg ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Roggenmuhme“ und „Auf der Straßenbahn“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wandern“ keine weiteren Gedichte vor.

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