Der Irrgarten von Karl Kraus

Die Sprache ist, dies glaubt mir auf mein Wort,
ein Zwist, bei dem ein Wort das andre gibt.
Es leben Lust und Zweifel immerfort
im Zwiespalt und es neckt sich, was sich liebt.
Was treibt es nur? Geburt zugleich und Mord?
Ich steh’ dabei und habe nichts verübt.
Wie kam ich an den zauberischen Ort?
Die Welt ist durch das Sieb des Worts gesiebt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „Der Irrgarten“

Autor
Karl Kraus
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
64
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Der Irrgarten“ ist Karl Kraus, ein österreichischer Schriftsteller und Journalist, der von 1874 bis 1936 lebte. Das Gedicht kann damit in die Epoche des frühen 20. Jahrhunderts eingordnet werden, die von politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt war.

Auf den ersten Blick entfaltet das Gedicht eine fast philosophische Reflexion über das Wesen und den Gebrauch der Sprache. Sprache erweist sich hierbei als Kampfschauplatz und zugleich als Quelle von Zweifeln und Konflikten.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das obsessierte und ambivalente Verhältnis des lyrischen Ichs zur Sprache. Kraus stellt Sprache als ein uneindeutiges und konfliktreiches Werkzeug menschlicher Kommunikation dar. Beim Gebrauch der Sprache gibt es keine klar definierten Regeln, sondern sie entwickelt sich stets im Rahmen von Auseinandersetzungen und Diskussionen. Dabei stellt er sich als ein Beobachter dar, der diese Vorgänge zwar erlebt, aber nicht aktiv daran beteiligt ist. Die letzte Zeile zielt darauf ab, dass die Welt nur durch das „Sieb des Wortes“, d.h. durch die Vermittlung von Sprache, erfahrbar ist.

Formal besteht das Gedicht aus acht Versen, die in einer einzigen Strophe zusammengefasst sind. Die Sprache des Gedichts ist eher schlicht und verzichtet auf komplizierte Metaphern oder Bilder. Karl Kraus nutzt jedoch Gleichklang und Rhythmus, um die Thematik zu verdeutlichen und dem Leser näher zu bringen. Insbesondere die beiden letzten Zeilen heben sich durch ihren reimenden Aufbau hervor und erzeugen so einen bleibenden Eindruck.

Die Auswahl der Wörter ist sehr gezielt und legt den Fokus auf Kernbegriffe wie „Sprache“, „Wort“, „Zwist“, „Lust“ und „Zweifel“, die die Hauptthemen des Gedichts symbolisieren - das komplexe und manchmal widersprüchliche Verhältnis zwischen Sprache und Erfahrung und die Rolle, die der Autor in dieser Dynamik spielt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Irrgarten“ ist Karl Kraus. 1874 wurde Kraus in Jičín (WP), Böhmen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1920 entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 64 Worte. Weitere Werke des Dichters Karl Kraus sind „Abenteuer der Arbeit“, „Absage“ und „Abschied und Wiederkehr“. Zum Autor des Gedichtes „Der Irrgarten“ haben wir auf abi-pur.de weitere 61 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Karl Kraus (Infos zum Autor)

Zum Autor Karl Kraus sind auf abi-pur.de 61 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.