Der Hund von Rainer Maria Rilke
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Da oben wird das Bild von einer Welt |
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aus Blicken immerfort erneut und gilt. |
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Nur manchmal, heimlich, kommt ein Ding und stellt |
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sich neben ihn, wenn er durch dieses Bild |
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sich drängt, ganz unten, anders, wie er ist, |
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nicht ausgestoßen und nicht eingereiht |
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und wie im Zweifel seine Wirklichkeit |
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weggebend an das Bild, das er vergißt, |
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um dennoch immer wieder sein Gesicht |
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hineinzuhalten, fast mit einem Flehen, |
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beinah begreifend, nah am Einverstehen |
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und doch verzichtend: denn er wäre nicht. |
Details zum Gedicht „Der Hund“
Rainer Maria Rilke
3
12
79
1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Hund“ wurde von dem bekannten österreichisch-slowenischen Dichter und Schriftsteller Rainer Maria Rilke verfasst. Er lebte von 1875 bis 1926, das Gedicht lässt sich somit in das Spätwerk dieses Autors der „Moderne“ einordnen.
Beim ersten Lesen wirkt das Gedicht abstrakt und regt zum tieferen Nachdenken an. Es scheint eine gewisse Melancholie zu vermitteln und gibt einen Einblick in die Seele eines Hundes, was ungewöhnlich ist, da selten aus der Perspektive eines Nicht-Menschen geschrieben wird.
Das lyrische Ich ist vermutlich der Hund, der beobachtet, wie seine Realität sich im Bild der Welt widerspiegelt. Das Tier fühlt sich ausgestoßen und nicht eingereiht, drängt sich unter diesem Bild, gibt seine Wirklichkeit an das Bild ab und vergisst es, nur um sein Gesicht immer wieder in das Bild hineinzuhalten. Es fühlt sich fast so an, als ob der Hund versucht, etwas zu verstehen, fast bereit ist, zu verstehen, aber dann verzichtet, da er sonst nicht er selbst wäre.
Bezüglich des Inhalts scheint es darum zu gehen, wie der Hund seine eigene Identität im Spiegelbild der Gesellschaft wahrnimmt und sich damit abmüht, seinen Platz in der Welt zu finden. Vielleicht geht es sogar darum, dass er versucht, sich anzupassen und zu vergessen, wer er wirklich ist, nur um dann festzustellen, dass er sich selbst treu bleiben muss, um er selbst zu sein.
Sprachlich ist das Gedicht elegant und reich an Enjambements, die eine zusätzliche Dimension der Kontinuität und Zusammengehörigkeit hervorrufen. Es verwendet auch einige leistungsstarke, bildhafte Ausdrücke, um den Kampf des Hundes zu veranschaulichen. Formal folgt das Gedicht einer klaren Struktur mit drei gleich langen Strophen mit jeweils vier Versen. Diese formale Klarheit steht in starkem Kontrast zu der unklaren und komplexen emotionalen Erfahrung des Hundes, die im Gedicht dargestellt wird.
Insgesamt spiegelt das Gedicht „Der Hund“ Rilkes Fähigkeit wider, einfache und alltägliche Dinge zu verwenden, um tiefe und komplexe menschliche Gefühle und Zustände zu veranschaulichen. Hier verleiht er dem Hund das Gefühl der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit angesichts der sozialen Normen und Erwartungen, die viele Menschen in der modernen Gesellschaft erfahren.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der Hund“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1918 entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 79 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend in Skaane“ und „Absaloms Abfall“. Zum Autor des Gedichtes „Der Hund“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.
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