Der Himmel von Johann Gottfried Herder
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Dünste steigen auf und werden |
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In den Wolken Blitz und Donner |
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Oder Regentropfen. |
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Dünste steigen auf und werden |
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In dem Haupte Zorn und Unmuth |
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Oder werden Thränen. |
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Freund bewahre deinen Himmel |
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Vor dem Dunst der Leidenschaften; |
9 |
Deine Stirn sei Sonne. |
Details zum Gedicht „Der Himmel“
Johann Gottfried Herder
3
9
40
1787
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Himmel“ wurde von Johann Gottfried Herder geschrieben, einem der bedeutendsten Dichter und Denker der Aufklärungszeit (18. Jahrhundert). Es handelt sich dabei um ein religionsphilosophisches Gedicht, in dem der Himmel sowohl im religiösen als auch symbolischen Sinne behandelt wird.
Auf den ersten Blick spricht das Gedicht zunächst in metaphorischen Bildern und Vergleichen von den Naturphänomenen wie Wolken, Blitzen, Donner und Regen, die durch die aufsteigenden Dünste entstehen. In der zweiten Strophe werden diese Bilder dann auf die menschliche Gefühlswelt übertragen, wobei die aufsteigenden Dünste hier für Zorn und Unmut stehen, die wiederum in Tränen enden können. In der dritten und letzten Strophe gibt das lyrische Ich den Rat, den eigenen Himmel, also den eigenen Geist oder die eigene Seele, vor den „Dünsten der Leidenschaften“ zu schützen und stattdessen eine sonnengleiche Stirn, also eine klare und ruhige Denkweise zu bewahren.
Die Form des Gedichts ist durch eine Dreiteiligkeit gekennzeichnet, mit jeweils drei Versen pro Strophe. In jedem der ersten beiden Verse jeder Strophe steht ein natürlicher oder emotionaler Prozess, der durch die aufsteigenden Dünste ausgelöst wird. Dieses formale Muster wird in der letzten Strophe jedoch aufgebrochen und durch einen Appell ersetzt, der die vorhergehenden Bilder aufgreift und sie in einen Rat transformiert.
In Bezug auf die Sprache des Gedichts lässt sich erkennen, dass Herder eine recht bildhafte und metaphorreiche Sprache verwendet. Die Wortwahl ist einfach und dennoch präzise, sodass die Bedeutung des Textes gut verstanden werden kann. Der Gebrauch von synästhetischen Bildern (Blitz und Donner, Zorn und Unmut, Regentropfen und Tränen) knüpft dabei an eine hohe emotional-assoziative Ausdruckskraft der sprachlichen Bilder an und zeigt die enge Verknüpfung zwischen Natur und menschlichem Seelenleben auf. Insgesamt zeigt das Gedicht eine tiefe Reflexion über die Verflechtung von Natur und Geist und den Einfluss der Leidenschaften auf das menschliche Erleben und Verhalten.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Der Himmel“ ist Johann Gottfried Herder. Im Jahr 1744 wurde Herder in Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1787 entstanden. Erschienen ist der Text in Gotha. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Herder ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.
Die Epoche des Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet wird. Die Literaturepoche ordnet sich nach der Epoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.
Die Weimarer Klassik dauerte von 1786 bis 1832 an. Bedeutende Vertreter dieser Epoche waren Goethe und Schiller. Die zeitliche Abgrenzung orientiert sich dabei an dem Schaffen Goethes. So wird dessen erste Italienreise 1786 als Beginn der deutschen Klassik angesehen, die dann mit seinem Tod 1832 ihr Ende nahm. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Weimarer Klassik nach Vollkommenheit, Harmonie, Humanität und der Übereinstimmung von Form und Inhalt gesucht. Charakteristisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft. Die Autoren haben in der Weimarer Klassik auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die populärsten Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Andere bekannte Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Die beiden letztgenannten arbeiteten jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Schiller und Goethe.
Das vorliegende Gedicht umfasst 40 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 9 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Gottfried Herder sind „Das Glück“, „Das Kind der Sorge“ und „Das Orakel“. Zum Autor des Gedichtes „Der Himmel“ haben wir auf abi-pur.de weitere 413 Gedichte veröffentlicht.
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