Im Felde von Anna Ritter

Die Luft geht schwer.
Zittert ein seltsames Licht
Über die Felder her ...
Grad, als ob's ein Gewitter wär' ...
Küsse mich nicht. ?
Wiegt sich die Weide dort
Her und hin.
Wackelt grad
Wie die Nachbarin.
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Laß es die Alte
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Um Gott nicht sehn,
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Daß wir hier unten
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Beisammen stehn!
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Hat gar ein böses Maul,
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Bringt's noch heute
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Unter die Leute,
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Zeigen sie mit den Fingern auf mich. ?
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Sahst du, wie's eben vorüber schlich?
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Mit heißem Atem
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Und huschenden Schritten?
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Hat eine braune Kutte an.
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Einen Strick um die Mitten
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Und zwei glühende Augem im Gesicht
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? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ?
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Küsse mich nicht! ?
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Ich wollt', ich wär' erst zu Haus!
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Ist keine Seele im Feld –
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Alles so still und so dunkel und heiß –
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Faß mich nicht an
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Und sprich nicht so leis,
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Komm lieber und laß uns geh'n.
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Ist mir doch bang, dich zu seh'n,
33 
Dich und dein bittend Gesicht –
34 
Küsse mich nicht ... ach ...
35 
Küsse mich nicht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Im Felde“

Autor
Anna Ritter
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
154
Entstehungsjahr
1865 - 1921
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Felde“ stammt von der deutschen Dichterin Anna Ritter, welche im späten 19. und beginnenden 20. Jahrhundert lebte und schrieb. Dieser Zeitraum liegt inmitten der Epoche des Realismus und der frühen Moderne.

Bereits beim ersten Lesen fällt der emotionale und bildhafte Ausdruck des Gedichts auf. Es erzeugt eine intensive, fast greifbare Atmosphäre und nimmt den Leser mit auf eine innere Reise des lyrischen Ichs.

Inhaltlich geht es im Gedicht um ein lyrisches Ich, das sich mit einer anderen Person auf einem Feld befindet. Es drückt seine Sorgen und Angst aus, von anderen Leuten gesehen und gemunkelt zu werden – vor allem von der „Alten“, bei der es sich um eine Nachbarin handeln könnte. Darüber hinaus, scheint das lyrische Ich in einer gewissen inneren Zerrissenheit zu sein. Einerseits sehnt es sich nach körperlicher Nähe und Intimität („Küsse mich nicht“), andererseits fürchtet es die möglichen Konsequenzen und das Gerede, das daraus entstehen könnte.

Was Form und Sprache betrifft, folgt das Gedicht keiner klassischen Reimstruktur, sondern zeichnet sich durch seinen freien Vers aus. Die Worte sind sorgfältig gewählt und erzeugen eine kraftvolle und emotionale Bildsprache. Dabei nutzt die Autorin die Natur als Spiegel und Verstärker der inneren Verfassung des lyrischen Ichs. Der sich wiederholende Ausruf „Küsse mich nicht“ fungiert dabei als Leitmotiv und stellt das zentrale Dilemma des lyrischen Ichs dar.

Die fehlenden Worte in Vers 24 könnten als eine Art Leerstelle interpretiert werden, die die innere Leere und Verwirrung des lyrischen Ichs widerspiegelt. Sie könnte auch auf einen Moment äußerer Sprachlosigkeit hindeuten, in dem das lyrische Ich vor einem inneren Abgrund steht.

Insgesamt ist das Gedicht „Im Felde“ ein intensiver und emotionaler Text, der einen tiefen Einblick in die innere Zerrissenheit und die Sorgen des lyrischen Ichs gewährt. Dabei zeigt er auf eindrucksvolle Weise die Macht von Gerüchten und gesellschaftlichem Druck sowie das Dilemma zwischen Sehnsucht und Angst.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Im Felde“ der Autorin Anna Ritter. Im Jahr 1865 wurde Ritter in Coburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1881 und 1921 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 154 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 35 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Anna Ritter sind „Philisterglück“, „Freudlose Liebe“ und „Wach auf mein Lieb“. Zur Autorin des Gedichtes „Im Felde“ haben wir auf abi-pur.de weitere 38 Gedichte veröffentlicht.

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