Wach auf mein Lieb von Anna Ritter

1	Fernab der Zeit liegst du in deinem Grabe
2	Und träumst und träumst ...
3	Mich aber jammert es der schönen Tage,
4	Die du versäumst.
5	Mit roten Rosen kränz' ich deinen Hügel ?
6	Spürst du den Duft?
7	Dringt's nicht wie Sonnenglanz und Liebesodem
8	In deine Gruft?
9	Wach' auf, mein Lieb! Willst du den Lenz verschlafen
10	Und seine Pracht?
11	Der kleine Vogel, den du liebst vor allem,
12	Singt jede Nacht.
13	Weiß ist mein Arm, und meine Lippen brennen,
14	Der Ampel Licht
15	Blitzt wie ein Sternlein durch das Kammerfenster ?
16	Du siehst es nicht!
17	Die Sehnsucht kriest mir ruhelos im Blute ?
18	Ach, daß du kämst
19	Und all mein Leid und meine große Liebe
20	Ans Herze nähmst!

Details zum Gedicht „Wach auf mein Lieb“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wach' auf mein Lieb“ wurde von Anna Ritter verfasst, einer deutschen Dichterin des Spätrealismus, geboren am 23. Februar 1865 und gestorben am 31. Oktober 1921.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von tiefer Traurigkeit und Sehnsucht geprägt. Es besteht aus fünf Strophen à vier Verse, in denen das lyrische Ich dem Adressaten, einer geliebten Person die nun tot ist, seinen Schmerz und seine Liebe offenbart.

Das Gedicht thematisiert das Gefühl der Verlustes und der Sehnsucht einer Person, die einen geliebten Menschen verloren hat. In den ersten Strophen betrauert das lyrische Ich den Tod seines Geliebten, der in einem Grab weit weg von der realen Welt liegt. Es drückt sein Bedauern darüber aus, dass der andere die schönen Tage des Lebens verpasst hat. In der dritten und vierten Strophe versucht das lyrische Ich, den Liebsten aufzuwecken, auf die Schönheit des Frühlings und auch auf seine eigene Schönheit und Liebe hinzuweisen, die allerdings vom Toten nicht wahrgenommen werden können. Die letzte Strophe drückt das unstillbare Verlangen des lyrischen Ichs nach der Rückkehr des Toten und die Aufnahme all seiner Liebe und seines Leids durch den Geliebten aus.

In puncto Form und Sprache benutzt Ritter einfache, jedoch eindrückliche Metaphern, um die tiefen Gefühle des lyrischen Ichs zu vermitteln. Die Wiederholung des Frühlings als Symbol für Leben und Vergänglichkeit, der Hügel und die Rosen als Symbole für das Grab, der Duft und der Sonnenglanz als Zeichen für das Leben, all das verdeutlicht die Gegensätzlichkeit zwischen Leben und Tod, den Zwiespalt, in dem sich das lyrische Ich befindet. Auch die körperlichen Symbole des lyrischen Ichs, wie der weiße Arm und die brennenden Lippen, verdeutlichen seine Sehnsucht und vergeblichen Versuche, die Aufmerksamkeit des Adressaten zu wecken. Im Ganzen betrachtet, benutzt Anna Ritter eine klar strukturierte Form und eine lebhafte, anziehende Sprache, um ein bewegendes und eindrucksvolles Bild von Verlust und unausgesprochener Sehnsucht zu malen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wach auf mein Lieb“ der Autorin Anna Ritter. Die Autorin Anna Ritter wurde 1865 in Coburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1881 und 1921. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 109 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Dichterin Anna Ritter ist auch die Autorin für Gedichte wie „Freudlose Liebe“, „Schlafe, ach, schlafe“ und „Auf der Schwelle“. Zur Autorin des Gedichtes „Wach auf mein Lieb“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 38 Gedichte vor.

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