Landschaft im Spätherbst von Ferdinand von Saar

Über kahle, fahle Hügel;
Streicht der Dämm'rung kühler Flügel;
Dunkel, wie erstarrte Träume,
Stehn im Tal entlaubt die Bäume.
 
Tiefe Stille, tiefes Lauschen;
Keine Welle hörst du rauschen,
Keine Stimme hörst du klingen,
Dir des Lebens Gruß zu bringen.
 
Nur als stummes Bild der Gnade,
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Wie auf Golgatha, am Pfade
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Siehst du dort, ans Kreuz geschlagen,
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Durch die Nacht den Heiland ragen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Landschaft im Spätherbst“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1833 - 1906
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorgestellte Gedicht „Landschaft im Spätherbst“ stammt von dem österreichischen Schriftsteller Ferdinand von Saar. Der Zeitraum in dem das Gedicht geschrieben wurde, ist das ausgehende 19. Jahrhundert und die beginnenden Jahre des 20. Jahrhunderts, eine Periode, die auch als Zeitalter des Symbolismus bekannt ist.

Bereits beim ersten Lesen des Gedichtes wird eine melancholische, einsame Stimmung deutlich, die durch die dunklen und verlassenen Bilder der Herbstlandschaft und die flüsternde Stille hervorgerufen wird.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine spätherbstliche Landschaft, die durch kahle, fahle Hügel und entlaubte Bäume gekennzeichnet ist. Die Dämmerung setzt ein und es herrscht eine tiefe Stille, in der weder das Rauschen von Wellen noch Stimmen zu hören sind. Das Bild dieser verlassenen, fast toten Natur wird als Metapher für Endlichkeit und Vergänglichkeit verwendet. In der dritten Strophe jedoch wird dieses düstere Bild durch die Erwähnung des Heilandes am Kreuz ergänzt, was auf die hoffnungsvolle christliche Botschaft von der Auferstehung und dem ewigen Leben hinweisen kann.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen, die ein Kreuzreim-Muster folgen. Die Sprache des Gedichtes ist eher schlicht und unverziert, allerdings stark symbolisch. Begriffe wie „Dämmerung“, „Rauschen“, „Stille“ usw. vermitteln eine Atmosphäre von Stille und Abgeschiedenheit. Zugleich wird die Stimmung durch Farben wie „fahl“ noch verstärkt.

Schließlich markiert der Bezug auf die Kreuzigungsszene einen deutlichen Wechsel hin zu religiösen Symbolen, was eine weitere Ebene der Interpretation hinzufügt. Es lässt sich vermuten, dass das lyrische Ich durch die ruhige und stille Herbstlandschaft zu tieferen spirituellen Gedanken angeregt wird und trotz der augenscheinlichen Todesszenen Hoffnung und Erlösung findet. Diese Transformation von der Dunkelheit zur Hoffnung ist ein zentrales Element des christlichen Glaubens und spiegelt sich auch in der Struktur des Gedichts wider, das von dunklen zu helleren Bildern übergeht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Landschaft im Spätherbst“ des Autors Ferdinand von Saar. Der Autor Ferdinand von Saar wurde 1833 in Wien geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1849 bis 1906 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Saar ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 62 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Ferdinand von Saar ist auch der Autor für Gedichte wie „Trauer“, „Ottilie“ und „Sonntag“. Zum Autor des Gedichtes „Landschaft im Spätherbst“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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