Aus dem Trompeter von Säkkingen von Joseph Victor von Scheffel

Das ist im Leben häßlich eingerichtet,
Daß bei den Rosen gleich die Dornen steh'n,
Und was das arme Herz auch sehnt und dichtet,
Zum Schlusse kommt das Voneinandergeh'n.
In deinen Augen hab' ich einst gelesen,
Es blitzte drin von Lieb und Glück ein Schein:
Behüt' dich Gott! es wär' zu schön gewesen,
Behüt' dich Gott, es hat nicht sollen sein!
 
Leid, Neid und Haß, auch ich hab' sie empfunden,
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Ein sturmgeprüfter, müder Wandersmann.
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Ich träumt' von Frieden dann und stillen Stunden,
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Da führte mich der Weg zu dir hinan.
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In deinen Armen wollt' ich ganz genesen,
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Zum Danke dir mein junges Leben weih'n:
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Behüt' dich Gott! es wär' zu schön gewesen,
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Behüt' dich Gott, es hat nicht sollen sein!
 
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Die Wolken flieh'n, der Wind saust durch die Blätter,
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Ein Regenschauer zieht durch Wald und Feld,
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Zum Abschiednehmen just das rechte Wetter,
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Grau wie der Himmel steht vor mir die Welt.
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Doch wend' es sich zum Guten oder Bösen,
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Du schlanke Maid, in Treuen denk' ich dein!
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Behüt' dich Gott! es wär' zu schön gewesen,
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Behüt' dich Gott, es hat nicht sollen sein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Aus dem Trompeter von Säkkingen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
182
Entstehungsjahr
1826 - 1886
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Aus dem Trompeter von Säkkingen“ stammt von dem deutschsprachigen Dichter Joseph Victor von Scheffel, der im 19. Jahrhundert lebte.

Bereits beim ersten Lesen fällt eine melancholische Stimmung auf, die das gesamte Werk durchzieht. Das lyrische Ich scheint von Verlust und unerfüllter Liebe geprägt zu sein, was sich in der wiederkehrenden Phrase „Behüt’ dich Gott, es hat nicht sollen sein!“ äußert.

Inhaltlich kann man das lyrische Gedicht grob in drei Hauptgedanken unterteilen: In der ersten Strophe beklagt das lyrische Ich, dass im Leben Schönheit und Leid oft nahe beieinanderliegen, und deutet auf einen Verlust oder eine Trennung hin. In der zweiten Strophe wird der persönliche Leidensweg des lyrischen Ichs dargelegt – es offenbart sich als „müder Wandersmann“, der nach Frieden und Ruhe suchte und diese in einer geliebten Person zu finden glaubte. Die dritte Strophe nutzt die Beschreibung eines stürmischen Wetters als Metapher für die innere Verfassung des lyrischen Ichs und endet mit einem Abschied von der geliebten Person.

In Bezug auf die Form fallen die regelmäßigen acht Verse pro Strophe auf. Die immer wieder verwendeten Reime geben dem Gedicht eine Art Rhythmus und können als Ausdruck der Regelmäßigkeit oder Vorhersehbarkeit von Freude und Schmerz interpretiert werden.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von bildhaften Beschreibungen und Metaphern. So repräsentieren die „Rosen“ und „Dornen“ beispielsweise Schönheit und Schmerz, während der „sturmgeprüfte Wandersmann“ das vom Schicksal gebeutelte lyrische Ich symbolisiert. Die dadurch erzeugte sinnliche Atmosphäre ermöglicht es dem Leser, sich in die Gefühlswelt des lyrischen Ichs hineinzuversetzen.

Insgesamt vermittelt das Gedicht von Joseph Victor von Scheffel ein universelles Thema: das von Hoffnung und Enttäuschung, von Liebe und Verlust. Es zeigt auf tragische Weise, wie das Streben nach Glück und Frieden oft von den Widrigkeiten des Lebens unterbrochen wird und die Unerbittlichkeit des Schicksals akzeptiert werden muss.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Aus dem Trompeter von Säkkingen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph Victor von Scheffel. Im Jahr 1826 wurde Scheffel in Karlsruhe geboren. In der Zeit von 1842 bis 1886 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 182 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph Victor von Scheffel sind „Altassyrisch“, „Ausfahrt“ und „Normännerlied“. Zum Autor des Gedichtes „Aus dem Trompeter von Säkkingen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 12 Gedichte veröffentlicht.

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