Der Gewitterabend von Georg Trakl

O die roten Abendstunden!
Flimmernd schwankt am offenen Fenster
Weinlaub wirr ins Blau gewunden,
Drinnen nisten Angstgespenster.
 
Staub tanzt im Gestank der Gossen.
Klirrend stößt der Wind in Scheiben.
Einen Zug von wilden Rossen
Blitze grelle Wolken treiben.
 
Laut zerspringt der Weiherspiegel.
10 
Möven schrein am Fensterrahmen.
11 
Feuerreiter sprengt vom Hügel
12 
Und zerschellt im Tann zu Flammen.
 
13 
Kranke kreischen im Spitale.
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Bläulich schwirrt der Nacht Gefieder.
15 
Glitzernd braust mit einem Male
16 
Regen auf die Dächer nieder.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Der Gewitterabend“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
75
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist der österreichische Expressionist Georg Trakl. Geboren am 3. Februar 1887 und gestorben am 3. November 1914, ist er ein Vertreter der literarischen Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Auf den ersten Blick fällt die dystopische Darstellung eines Gewitterabends auf, die von Flimmern, Zerbrechen und Chaos geprägt ist. Die Atmosphäre ist dunkel, beängstigend und aufwühlend, was in jedem Vers durch sinnliche Details unterstrichen wird.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich den Ablauf eines Gewitterabends, beginnend in der roten Stunde des Abends, in der die Angst durch die verirrte Weinrebe am Fenster zum Ausdruck gebracht wird. Mit Beginn des Sturms und dem Tanzen des Staubs in der Gosse verschärft sich diese Angst, um schließlich von den hohen Gefühlen des Gewitters zum Overkill gebracht zu werden - von den kreischenden Möwen, dem Feuerreiter, der die Tannen in Brand setzt, bis hin zum Schreien der Kranken im Krankenhaus und dem Regen, der schließlich auf die Dächer prasselt.

Das lyrische Ich scheint eine beängstigende und beängstigende Realität zu versinnbildlichen, indem es die unvorhersehbare und chaotische Macht des Gewitters als Metapher für existenzielle und vielleicht auch gesellschaftliche Angstzustände nutzt.

Hinsichtlich der Form fällt auf, dass das Gedicht aus vier Strophen besteht, die jeweils aus vier Versen bestehen. Die vierzeilige Struktur könnte die Unausweichlichkeit der gewalttätigen Naturereignisse unterstreichen und bietet eine Kontraststruktur zur unkontrollierten Wildheit, die im Inhalt des Gedichts zum Ausdruck kommt.

Die Sprache ist voll von mächtigen, lebendigen Bildern, die sowohl kraftvolle als auch zarte Elemente enthalten und so einen starken Kontrast erzeugen. Gleichzeitig ist sie von einer musikalischen Rhythmik geprägt, wobei die vielen Alliterationen, Assonanzen und das klanglich reiche Vokabular eine besondere atmosphärische Dichte erzeugen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Gewitterabend“ des Autors Georg Trakl. 1887 wurde Trakl in Salzburg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1913. Erschienen ist der Text in Leipzig. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Expressionismus zuordnen. Bei Trakl handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 75 Worte. Weitere Werke des Dichters Georg Trakl sind „An den Knaben Elis“, „De profundis“ und „Der Spaziergang“. Zum Autor des Gedichtes „Der Gewitterabend“ haben wir auf abi-pur.de weitere 60 Gedichte veröffentlicht.

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