Altersschwäche von Johannes Trojan

Wohl lebt's bequem sich in einem Haus,
Wenn alles sieht frisch und glänzend aus,
Wenn alles neu noch ist und gut,
Ohne Weigern seine Dienste tut.
Doch wenn das Haus alt ward und schlecht,
Nichts mehr passend ist, nichts mehr recht;
Wenn das Dach vor Regen nicht mehr will schützen,
Nicht mehr tragen wollen die Stützen;
Wenn die Fenster trüb sind und matt,
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Alles ein trauriges Ansehen hat,
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Und nicht mehr eindringt der Sonnenschein ?
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Wirst, Seele, du dann nicht fröhlich sein,
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Wirst keine Freude du verspüren,
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Wenn einer kommt, dich hinauszuführen?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Altersschwäche“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
91
Entstehungsjahr
1837 - 1915
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Altersschwäche“ stammt von dem deutschen Dichter Johannes Trojan, der im 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts tätig war.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht womöglich einen leicht melancholischen Eindruck. Es scheint, als ob es sich hier um die vermenschlichte Reflexion eines alten, baufälligen Hauses handelt.

Der Inhalt des Gedichts spricht über eine Seele, die in einem Haus lebt, was als Metapher für einen Körper interpretiert werden kann. Anfänglich ist dieses Haus noch neu, alles ist samt und frisch. Doch mit der Zeit zeigt das Haus, bzw. der Körper, Zeichen des Alters und der Verschleiß. Es wird nicht mehr gut gepflegt und hat sein früheres Aussehen verloren. Bei zunehmend düsterer und baufälliger Darstellung, fragt das lyrische Ich seine Seele, ob sie glücklich wäre, wenn jemand käme, um sie aus diesem baufälligen Haus zu führen. Hier könnte eine Anspielung auf den Tod und die Befreiung der Seele von den Beschwerlichkeiten des Alterns liegen.

Die Form des Gedichts ist in freie Verse abgefasst, es weist jedoch einen erkennbaren Rhythmus und ein unausgeprägtes Reimschema auf. Durch die Verwendung von knappen, simplen Worten und kurzen Versen vermittelt das Gedicht eine Schlichtheit, die zur Ernsthaftigkeit des Themas passt. Die Sätze sind größtenteils recht kurz und werden nur durch einfache Zeichensetzung getrennt, was die Direktheit und Ehrlichkeit der Botschaft unterstreicht.

Die gewählte Sprache ist recht bildhaft. Gleichzeitig nutzt Trojan eine uneindeutige Metaphorik. Das Haus als Metapher für den alternden Körper kann ein Gefühl der Traurigkeit und Verfalligkeit hervorrufen, während die Frage am Ende eine eher hoffnungsvolle oder diskutierbare Perspektive auf den Tod bietet.

Alles in allem ist „Altersschwäche“ ein gedankenprovokierendes Gedicht, das seine Leser dazu anregt, über den Alterungsprozess und seine Folgen ebenso wie über das Leben nach dem Tod zu reflektieren.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Altersschwäche“ ist Johannes Trojan. 1837 wurde Trojan in Danzig geboren. In der Zeit von 1853 bis 1915 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 91 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Johannes Trojan ist auch der Autor für Gedichte wie „Der verwandelte Wald“, „Nutzen der Telegraphie“ und „Unter den Rosen“. Zum Autor des Gedichtes „Altersschwäche“ haben wir auf abi-pur.de weitere 15 Gedichte veröffentlicht.

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