Der Gefangene von Frank Wedekind

Oftmals hab’ ich nachts im Bette
Schon gegrübelt hin und her,
Was es denn geschadet hätte,
Wenn mein Ich ein Andrer wär’.
 
Höhnisch raunten meine Zweifel
Mir die tolle Antwort zu:
Nichts geschadet, dummer Teufel,
Denn der Andre wärest du!
 
Hilflos wälzt ich mich im Bette
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Und entrang mir dies Gedicht,
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Rasselnd mit der Sklavenkette,
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Die kein Denker je zerbricht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Der Gefangene“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
60
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Der Gefangene“ ist Frank Wedekind, ein bedeutender deutscher Dramatiker und Lyriker der Zeit um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Somit lässt sich das Gedicht zeitlich in das fin de siècle einordnen, einer Epoche der kulturellen und gesellschaftlichen Umbrüche.

Beim ersten Lesen des Gedichts fallen die Themen Selbstreflexion und Zweifel ins Auge. Der lyrische Sprecher scheint sich in einer Auseinandersetzung mit seiner eigenen Identität und seinem Selbstwert zu befinden.

Das lyrische Ich reflektiert im Gedicht, ob es irgendeinen Unterschied machen würde, wenn es eine andere Person wäre. Es stellt sich die Frage, ob es von Bedeutung ist, wer es ist – und wird von seinen eigenen Zweifeln mit der Antwort verspottet, dass es keinen Unterschied machen würde, weil es – egal als wer – immer noch es selbst wäre. Das Gedicht endet mit der hoffnungslosen Feststellung, dass sich das lyrische Ich wie ein Sklave fühlt, gefangen in Ketten, die kein Denker je zerbrechen kann.

Die Form des Gedichts ist in vierzeilige Strophen unterteilt, die einen einfachen und direkten Ausdruck ermöglichen. Die Sprache ist klar und unverschnörkelt, was die Introspektion und Direktheit der Gefühle des lyrischen Ichs unterstreicht. Der Ton des Gedichts ist düster und resigniert, passend zu den Themen Selbstzweifel und Einsamkeit.

Zusammengefasst lüftet das Gedicht „Der Gefangene“ von Frank Wedekind ein düsteres Bild der Selbstreflexion und Selbstkritik. Es zeigt einen tief verwurzelten Zweifel an der eigenen Identität und dem Selbstwert, der das lyrische Ich zu dem Schluss bringt, dass es sich in unzerbrechlichen Ketten gefangen fühlt. Dieses Gefühl der Ausweglosigkeit und Isolation ist typisch für viele Werke Wedekinds und spiegelt die kulturellen und gesellschaftlichen Umbrüche der Zeit wider, in der er lebte und arbeitete.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Gefangene“ ist Frank Wedekind. Der Autor Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren. Im Jahr 1905 ist das Gedicht entstanden. In München ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Der Schriftsteller Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 60 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Frank Wedekind ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied“, „Abschied“ und „Albumblatt“. Zum Autor des Gedichtes „Der Gefangene“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.

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