Die Rache von Ludwig Uhland

Der Knecht hat erstochen den edeln Herrn,
Der Knecht wär' selber ein Ritter gern.
 
Er hat ihn erstochen im dunkeln Hain
Und den Leib versenket im tiefen Rhein.
 
Hat angelegt die Rüstung blank,
Auf des Herren Roß sich geschwungen frank.
 
Und als er sprengen will über die Brück',
Da stutzet das Roß und bäumt sich zurück.
 
Udn als er die güldnen Sporen ihm gab,
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Da schleudert's ihn wild in den Strom hinab.
 
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Mit Arm, mit Fuß er rudert und ringt,
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Der schwere Panzer ihn niederzwingt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die Rache“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1787 - 1862
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Die Rache“ und stammt von Ludwig Uhland, einem bedeutenden deutschen Dichter der Romantik, geboren 1787 und gestorben 1862. Sein Werk ist dem romantischen Bildungsbürgertum zuzuordnen, dem das Mittelalter als inspirierende Quelle von Kultur und Geschichte diente.

Nach der ersten Lektüre erzeugt das Gedicht einen düsteren und dramatischen Eindruck, geprägt von Gewalt, Betrug und unerfüllten Sehnsüchten. Die Handlung spielt sich offensichtlich in einer mittelalterlichen oder feudalen Welt ab.

Im Inhalt des Gedichts tötet ein Knecht seinen edlen Herrn, verbirgt den Leichnam im Rhein und nimmt dessen Rüstung und Pferd an sich, um sich selbst als Ritter auszugeben. Als er jedoch eine Brücke überqueren will, weigert sich das Pferd nach vorn zu gehen und stürzt den falschen Ritter in den Fluss. Der Knecht ertrinkt, da ihn seine schwere Rüstung in die Tiefe zieht.

Das lyrische Ich erzählt die Handlung in einer dritten Person und bewertet die Ereignisse nicht, lässt aber Raum für eine moralische Interpretation des Textes. Die Tat des Knechts - der Mord an seinem Herren - und sein anschließender Tod durch das Pferd des Herren könnten als eine Art göttliche oder karmische Strafe gesehen werden. Der Versuch des Knechts, seine soziale Position gewaltsam zu verändern, führt letztendlich nur zu seinem Tod.

In Form und Sprache ist das Gedicht relativ einfach und prägnant gehalten. Es besteht aus sechs zweizeiligen Strophen und nutzt einfache, direkte Sprache, um die Handlung voranzutreiben. Uhland benutzt eine Reihe lebhafter Bilder und Metaphern - „der dunkle Hain“, „die Rüstung blank“, „das Pferd, das sich zurückbäumt“ -, um eine atmosphärische und spannungsgeladene Welt zu schaffen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Die Rache“ ein intensiv dramatisches Gedicht ist, das die Folgen von Gewalt und unerfüllten Begierden in einer harten, mittelalterlichen Welt darstellt. Es nutzt einfache, aber wirkungsvolle Sprache und Bilder, um eine moralische Botschaft zu vermitteln.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Rache“ ist Ludwig Uhland. Uhland wurde im Jahr 1787 in Tübingen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1803 und 1862. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Uhland ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Philosophie und Musik spürbar. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Quelle der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das 85 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Ludwig Uhland ist auch der Autor für Gedichte wie „Am 18. Oktober 1816“, „Auf den Tod eines Kindes“ und „Das Schifflein“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Rache“ weitere 57 Gedichte vor.

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