Nachruf von Ludwig Uhland

Zu meinen Füßen sinkt ein Blatt,
Der Sonne müd', des Regens satt;
Als dieses Blatt war grün und neu,
Hatt' ich noch Eltern, lieb und treu.
 
O wie vergänglich ist ein Laub!
Des Frühlings Kind, des Herbstes Raub;
Doch hat dies Laub, das niederhebt,
Mir so viel Liebes überlebt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Nachruf“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
49
Entstehungsjahr
1787 - 1862
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nachruf“ stammt von dem deutschen Dichter Ludwig Uhland, der von 1787 bis 1862 lebte. Dies lässt den Schluss zu, dass dieses Gedicht im Kontext der romantischen Literaturperiode, die ungefähr von 1795 bis 1848 dauerte, entstanden ist.

Beim ersten Lesen des Gedichtes entsteht ein melancholisches Bild. Der Tod und die Vergänglichkeit scheinen zentrale Themen zu sein, da der Text sich um ein fallendes Blatt dreht, welches metaphorisch für Verlust und Vergänglichkeit steht. Das lyrische Ich - normalerweise eine fiktive Instanz, die nicht mit dem Autor gleichzusetzen ist - reflektiert über das fallende Blatt und stellt eine Verbindung zu seinem eigenen Leben her.

Inhaltlich geht es im Gedicht um die Vergänglichkeit des Lebens, symbolisiert durch ein Blatt, dass seine Vitalität verloren hat und zu Boden sinkt. Der Sturz des Blattes wiederum erinnert das lyrische Ich an den Tod seiner Eltern (Vers 4). In der zweiten Strophe unterstreicht das lyrische Ich die Vergänglichkeit des Blattes – und damit metaphorisch Lebens – sowie dessen Kontraste: eine Geburt im Frühling, der Tod im Herbst (Vers 6). Dabei bringt das lyrische Ich seine Melancholie zum Ausdruck, dass das einfache Blatt so viel von seiner Liebe „überlebt“ hat.

Die Form des Gedichtes ist relativ einfach und geradlinig: Es besteht aus zwei Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist äußerst bildhaft und nutzt Naturmetaphern, um menschliche Emotionen und Erfahrungen auszudrücken, was typisch für die Romantik ist.

Die subtile, doch kraftvolle Sprache von Uhland unterstreicht das tiefgehende menschliche Verlangen nach Stetigkeit und Unveränderlichkeit, sowie die konfrontierende Realität der Vergänglichkeit. Die traurige Schönheit dieses Gedichtes liegt in der Fähigkeit des Autors, tiefe menschliche Empfindungen mit natürlichen Bildern zu verbinden und den Leser zum Nachdenken über die eigene Sterblichkeit und den Wert des Lebens anzuregen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Nachruf“ des Autors Ludwig Uhland. Der Autor Ludwig Uhland wurde 1787 in Tübingen geboren. Zwischen den Jahren 1803 und 1862 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Uhland ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Der Romantik vorausgegangen waren die Epochen der Weimarer Klassik und der Aufklärung. Die Literaturepoche der Romantik ist zeitlich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein einzuordnen. Insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik hatte diese Epoche Auswirkungen. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Schriftsteller der Romantik in Auflösung begriffen. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für viele weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das 49 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ludwig Uhland sind „Die Kapelle“, „Unter der Linden“ und „Waldlied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Nachruf“ weitere 57 Gedichte vor.

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