Der Gaul von Christian Morgenstern
1 |
Es läutet beim Professor Stein. |
2 |
Die Köchin rupft die Hühner. |
3 |
Die Minna geht: Wer kann das sein? – |
4 |
Ein Gaul steht vor der Türe. |
|
|
5 |
Die Minna wirft die Türe zu. |
6 |
Die Köchin kommt: Was gibt’s denn? |
7 |
Das Fräulein kommt im Morgenschuh. |
8 |
Es kommt die ganze Familie. |
|
|
9 |
‚Ich bin, verzeihn Sie‘, spricht der Gaul, |
10 |
‚der Gaul vom Tischler Bartels. |
11 |
Ich brachte Ihnen dazumaul |
12 |
die Tür- und Fensterrahmen!‘ |
|
|
13 |
Die vierzehn Leute samt dem Mops, |
14 |
sie stehn, als ob sie träumten. |
15 |
Das kleinste Kind tut einen Hops, |
16 |
die andern stehn wie Bäume. |
|
|
17 |
Der Gaul, da keiner ihn versteht, |
18 |
schnalzt bloß mal mit der Zunge, |
19 |
dann kehrt er still sich ab und geht |
20 |
die Treppe wieder hinunter. |
|
|
21 |
Die dreizehn schaun auf ihren Herrn, |
22 |
ob er nicht sprechen möchte. |
23 |
Das war, spricht der Professor Stein, |
24 |
ein unerhörtes Erlebnis!.. |
Details zum Gedicht „Der Gaul“
Christian Morgenstern
6
24
133
nach 1887
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Gaul“ wurde von Christian Morgenstern verfasst, der von 1871 bis 1914 lebte. Dies ordnet das Gedicht der literarischen Epoche des Naturalismus bzw. der beginnenden Moderne zu.
Beim ersten Kontakt fällt die einfache und bildliche Sprache des Gedichts auf, die ein humorvolles und surreales Szenario skizziert. Im Zentrum des Geschehens steht ein plötzliches absurdes Ereignis, das den Alltag einer Hausgemeinschaft unterbricht.
Das Gedicht erzählt die Geschichte von einem Gaul, der eines Tages an der Türe des Professors Stein läutet. Während die Hausbewohner überrascht und verwirrt sind, erklärt der Gaul, er bringe Tür- und Fensterrahmen vom Tischler Bartels. Die Menschen reagieren verblüfft und verharren wie versteinert, während der enttäuschte Gaul sich abwendet und wieder geht. Schließlich spricht Professor Stein und bezeichnet das Erlebnis als außergewöhnlich.
In der Analyse fällt auf, dass das lyrische Ich hier eher als neutraler, außenstehender Beobachter agiert und die Situation schildert. Der Inhalt und die absurde Situation zeigen typische Elemente der Komik Morgensterns. Vermutlich möchte das lyrische Ich die Irritation, die Unsinn und Unvorhersehbares im Alltag auslösen können, verdeutlichen.
Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen. Diese einheitliche Form verleiht dem Text eine klare Struktur. Es gibt keinen Reim, was für das humorvolle und unerwartete Element des Gedichts angemessen scheint. Die Sprache des Gedichts ist einfach und leicht verständlich, was den überraschenden Inhalt umso herausstechender macht. Interessant sind die wechselnden Perspektiven zwischen Hausgemeinschaft und Gaul, die den Leser direkt in das Geschehen einbinden. Dadurch wird der humorvolle und absurde Charakter des Gedichts noch verstärkt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der Gaul“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Morgenstern. Morgenstern wurde im Jahr 1871 in München geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1887 bis 1914 entstanden. Zürich ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 133 Worte. Die Gedichte „Bundeslied der Galgenbrüder“, „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“ und „Das Auge der Maus“ sind weitere Werke des Autors Christian Morgenstern. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Gaul“ weitere 189 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Christian Morgenstern
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Christian Morgenstern und seinem Gedicht „Der Gaul“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
Weitere Gedichte des Autors Christian Morgenstern (Infos zum Autor)
- An den Andern
- An eine Freundin
- Anto-logie
- Bedenke, Freund, was wir zusammen sprachen
- Bim, Bam, Bum
- Brief einer Klabauterfrau
- Brüder!
- Bundeslied der Galgenbrüder
- Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt
- Das Auge der Maus
Zum Autor Christian Morgenstern sind auf abi-pur.de 189 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt