Der Galgenabbruch von Josef Epple

An alte Galge bei’r a Stadt
Beschloß man abzutrage;
Dieweil der weise Magistrat
An neue will aufschlage.
Baufällig ganz der alte sei
Drum wöll mer ihn verschenke;
Weg müeß er auf der Stell’ und glei
Er taug nex mai zum henke.
 
Jezt meldt’se halt a Zimmerma
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Und bittet ganz demüthig:
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„Ihs Holz halt recht wohl brauche ka
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Drum sei ma doch so güetig
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Und geb mir’s – i will g’wiß derfür
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Mit Dank stets von ui spreche!“
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Drauf sait der Roth: „so nehmt en ihr!
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Doch müeßt ern glei abbreche!“
 
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Drauf kommt no oiner, sait, sei Frau
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Die thä in alz furt scheare
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Daß ear soll um den Galge au
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Ansueche bei de Heere;
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Er lauft aufs Rothhaus voller Neid,
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Schreit in der Amtsstub drinne:
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„Dean Galge thät i, froget d’Leut!
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So guet als (uir) verdiene!“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Der Galgenabbruch“

Autor
Josef Epple
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
140
Entstehungsjahr
nach 1805
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Galgenabbruch“ wurde von dem schwäbischen Dichter Josef Epple verfasst, der von 1789 bis 1846 lebte. Das Gedicht kann damit zeitlich dem 19. Jahrhundert zugeordnet werden, was auch in der Diktion des Gedichts zum Ausdruck kommt.

Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass es sich um ein humorvoll zu verstehendes Werk handelt, das in einer Art Dialekt verfasst wurde, was auf den lokalen Kontext des Autors verweist.

Im Gedicht geht es um einen verfallenen Galgen, der entsorgt werden soll, aber verschiedene Menschen in der Stadt begehren das alte Holz für sich. So zum Beispiel ein Zimmermann, der das Holz gerne für sein Handwerk nutzen würde, und ein weiterer Mann, dessen Frau ihn gedrängt hat, auch um den Galgen zu bitten.

Das lyrische Ich fungiert hier in erster Linie als Erzähler und gibt die gesprochenen Worte und Handlungen der Protagonisten wieder. Seine eigene Haltung bleibt eher neutral und ist auf das Erzählen der Geschichte fokussiert.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen zu je acht Versen. Die Versform ist durchgängig ein vierhebiger Trochäus, was dem Ganzen einen rhythmischen, singenden Ton verleiht. Die Sprache des Gedichts ist geprägt durch den schwäbischen Dialekt, der durch den Gebrauch von mundartlichen Ausdrücken und grammatikalischen Besonderheiten zum Ausdruck kommt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Der Galgenabbruch“ ein humorvolles Gedicht im schwäbischen Dialekt ist, das von den alltäglichen Streitigkeiten und menschlichen Eigenschaften in dem Kontext eines verfallenen Galgens erzählt. Es zeigt ein Bild des Landlebens im 19. Jahrhundert, in dem praktischer Nutzen und persönliche Vorteile eine große Rolle spielten.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Galgenabbruch“ ist Josef Epple. Im Jahr 1789 wurde Epple in Biberach an der Riß geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1805 und 1846. Erscheinungsort des Textes ist Schwäbisch Gmünd. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 140 Worte. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Galgenabbruch“ keine weiteren Gedichte vor.

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