Heidenacht von Hermann Ludwig Allmers

Wenn trüb das verlöschende letzte Rot
Herschimmert über die Heide,
Wenn sie liegt so still, so schwarz und tot,
So weit du nur schauest, die Heide,
Wenn der Mond steigt auf und mit bleichem Schein
Erhellt den granitnen Hünenstein,
Und der Nachtwind seufzet und flüstert darein
Auf der Heide, der stillen Heide —
 
Das ist die Zeit, dann mußt du gehn
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Ganz einsam über die Heide,
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Mußt achten still auf des Nachtwind's Wehn
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Und des Mondes Licht auf der Heide:
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Was du nie vernahmst durch Menschenmund,
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Uraltes Geheimnis, es wird dir kund,
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Es durchschauert dich tief in der Seele Grund
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Auf der Heide, der stillen Heide. —
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Heidenacht“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
1821 - 1902
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Interpretationsobjekt ist das Gedicht „Heidenacht“ von Hermann Ludwig Allmers, einem deutschen Schriftsteller und Dichter des 19. Jahrhunderts, genauer der Spätromantik.

Auf den ersten Blick erzeugt das Gedicht eine dunkle, mysteriöse und melancholische Stimmung. Die Natur wird in einen mystischen Zustand des Übergangs aufgezeichnet, von der Dämmerung zur tieferen Nacht hinein.

Inhaltlich ist das Gedicht eine lyrische Darstellung der nächtlichen Heidelandschaft, die als Ort der Stille und der Isolation beschrieben wird. Allmers nutzt dabei die Elemente der Natur, um ein starkes Gefühl der Atmosphäre zu erzeugen. In der ersten Strophe wird die Dämmerung beschrieben, das verlöschende Rot der Sonnenuntergang und das Aufsteigen des Mondes über einem möglicherweise prähistorischen Stein. Dieser szenische Hintergrund scheint Totenstille und Schwermut zu evozieren. Die Strophe endet mit dem künstlerischen Mittel der Wiederholung („auf der Heide, der stillen Heide“), das den nachdrücklichen Impakt der Isolation betont.

Die zweite Strophe dann suggeriert die Notwendigkeit, in jenem graphisch geschilderten Moment allein auf die Heide zu gehen, um ein uraltes Geheimnis zu erfahren, welches nur durch direktes Erleben und nicht durch Worte weitergegeben werden kann. Die Textstelle „es durchschauert dich tief in der Seele Grund“ verweist darauf, dass dieses Erlebnis Kontemplation und tiefes In-sich-hören erfordert. Man könnte sagen, dass das lyrische Ich zum Ausdruck bringen möchte, dass es besondere, aufmerksame Momente und Stille braucht, um die Geheimnisse oder die essentielle Wahrheit des Lebens zu verstehen.

Hinsichtlich Form und Sprache zeigt sich das Gedicht als ein typisches Gedicht der Romantik. Es besteht aus zwei Strophen mit jeweils acht Versen, die möglicherweise einem festen Reimschema folgen. Ebenso typisch für die Epoche ist die Verwendung von Naturmotiven und die Ergründung des inneren Selbst in der Einsamkeit. Allmers bedient sich einer sprachlichen Einfachheit und emotionalem Ausdruck, um das lyrische Ich und seine Empfindungen zu veranschaulichen. Es gibt dabei eine Wechselwirkung zwischen der äußeren Heidelandschaft und der inneren emotionalen Landschaft des lyrischen Ichs, wobei die dunkle, stille Natur letztlich als Spiegel für die innere, seelische Erfahrung dient.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Allmers Gedicht eine Suche nach Einsamkeit, Stille und innerer Erleuchtung vermittelt, die durch den melancholischen Charme der nächtlichen Heidelandschaft symbolisiert wird.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Heidenacht“ des Autors Hermann Ludwig Allmers. Geboren wurde Allmers im Jahr 1821 in Rechtenfleth (Niedersachsen). In der Zeit von 1837 bis 1902 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 107 Worte. Der Dichter Hermann Ludwig Allmers ist auch der Autor für Gedichte wie „Ein Mutterherz“, „Am Strande“ und „Dahin“. Zum Autor des Gedichtes „Heidenacht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 18 Gedichte veröffentlicht.

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