Wandlung von Emanuel von Bodman

Das Leben, glaubte ich, sei rot von Rosen,
Man brauche nur in sein Gestrüpp zu greifen,
Um hunderte an einem Tag zu streifen ...
Wohl griff ich Rosen, mehr noch Herbstzeitlosen.
 
Die Wünsche warf ich weg; sie narrn mich nimmer.
Ist so mein Herz um manche Hoffnung leerer,
Ist es dafür um eine Weisheit schwerer,
Und mich belebt ein heller, harter Schimmer.
 
Ich blicke kälter. Doch: schenkt mir im Wandern
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Das Leben plötzlich eine Rose wieder,
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Dann blicke ich wie trunken auf sie nieder:
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Sie glänzt ja röter als die hundert andern.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Wandlung“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
91
Entstehungsjahr
1874 - 1946
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wandlung“ wurde von Emanuel von Bodman verfasst, einem deutschen Dichter, der von 1874 bis 1946 lebte. Das Werk fällt somit in eine Zeitperiode, die von dramatischen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen geprägt ist, darunter das Ende des Kaiserreichs, die Weimarer Republik, die NS-Zeit und das Ende des Zweiten Weltkriegs.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht nachdenklich und reflektiert. Es thematisiert Veränderung und Reife, Wendepunkte im Leben und die damit verbundene emotionale Entwicklung.

Inhaltlich geht es um die Wandlung des lyrischen Ichs, das sich einerseits von den Illusionen und Wunschvorstellungen seiner Jugend distanziert, andererseits aber auch einen neuen, klareren Blick auf das Leben gewinnt. Anfangs beschreibt das lyrische Ich das Leben als „rot von Rosen“, eine Metapher für Jugend, Romantik und Naivität. Doch es erkennt, dass nicht alles rosig ist, da es in den Rosensträuchern auch Herbstzeitlosen gibt – ein Symbol für Sterblichkeit und Vergänglichkeit.

Die Wandlung besteht in einer Loslösung von den unwirklichen Wunschvorstellungen („Die Wünsche warf ich weg“) und einer Öffnung für eine nüchternere, klarere Sichtweise. Diese wird durch das Bild des „hellen, harten Schimmers“ repräsentiert, welches Wachheit und strenge Realitätssicht symbolisiert. Trotzdem bleibt bei dieser neuen Perspektive auch Platz für Staunen und tiefe Wertschätzung, wie im Bild der plötzlich wieder auftauchenden Rose zum Ausdruck kommt.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit je vier Versen, was eine klare Struktur schafft. Die Form unterstützt den Inhalt, indem sie eine Abfolge von Transformationen darstellt - von Romantik und Illusion hin zu Realität und Weisheit und dann wiederum zu einer Neubewertung von Schönheit und Freude.

Die Sprache des Gedichts ist klar und bildreich, wobei Bodman Metaphern verwendet, um tiefe Gefühle und Lebenserfahrungen zu vermitteln. Gleichzeitig hat seine Wortwahl eine gewisse Strenge, welche die neue, klarere Sichtweise des lyrischen Ichs widerspiegelt. Mit diesem Spiel zwischen bildhafter und strenger Sprache gelingt es dem Dichter, die inneren Konflikte und Transformationen des lyrischen Ichs lebendig zu machen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Wandlung“ ist Emanuel von Bodman. Im Jahr 1874 wurde Bodman in Friedrichshafen geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1890 bis 1946 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit, Exilliteratur oder Nachkriegsliteratur zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 91 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Emanuel von Bodman sind „Gläser“, „Der kleine Jesus“ und „Flocken“. Zum Autor des Gedichtes „Wandlung“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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