Der Friedhof von Klabund
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In graden Reihen epheudichtbedeckt, |
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Gleich Betten im Spital, stehen die Gräber. |
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Ein Kreuz aus Stein vernarrte Neugier weckt, |
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Wer hier verscharrt. Der Tag, der helle Weber, |
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Webt Lichterfäden um der Treu Geranien, |
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Ein leiser Widerschein spielt in den Sarg. |
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Sie ruhen unter blühenden Kastanien, |
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Ihr Lebenssaft steigt denen tief ins Mark. |
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Zwischen zwei Gräben welken rote Blumen, |
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Das Erdreich ist zerdrückt, das Laub zerfetzt. |
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Hier wälzten sich die Nacht auf weichen Krumen |
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Zwei Wildverliebte, von der Brunst gehetzt. |
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In ihre Schreie sprangen klirrend Knochen |
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Und Schädel, die nach reifem Heumond rochen. |
Details zum Gedicht „Der Friedhof“
Klabund
1
14
91
1913
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Friedhof“ wurde von dem deutschen Schriftsteller und Dichter Klabund verfasst, der von 1890 bis 1928 lebte. Dies wäre in der modernen Literaturperiode, genauer gesagt in der Expressionismus-Ära, zu verorten.
Vom ersten Eindruck her wirkt das Gedicht düster und melancholisch. Es beschreibt aus der Perspektive des lyrischen Ichs einen Friedhof und die darauf befindlichen ruhenden, von Efeu bedeckten und ordentlich aufgestellten Gräber, die wie Betten in einem Hospital wirken. Der helle Tag, der symbolisch als Weber bezeichnet wird, spielt mit dem Tageslicht auf den Gräbern und gibt die Widerspiegelung wieder. Zwischen den ordentlichen Reihen der Gräber wird jedoch auch das Zeichen des Lebens und der Leidenschaft symbolisiert - rote Blumen, die zwischen zwei Gräbern verwelken und die Vermutung eines leidenschaftlichen Akts zweier Liebender in der Vergangenheit.
Die Hauptbotschaft des lyrischen Ichs scheint hierbei die Darstellung des paradoxen Spannungsfeldes zwischen Leben und Tod, Ruhe und Leidenschaft, Ordnung und wildem Durcheinander zu sein. Dies wird durch die stille und ordentliche Atmosphäre auf dem Friedhof und die leidenschaftlichen, chaotischen Zwischenzeilen wiedergegeben.
Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit vierzehn Versen. Die Art und Weise, wie die Verse miteinander verbunden sind, ist eher unregelmäßig, was auf die freie Verseform hinweisen könnte, typisch für die modernistische Ära. Sprachlich ist das Gedicht imaginationsvoll und benutzt viele Metaphern und Symbole, wie zum Beispiel das Hospital, der helle Weber, Geranien und blühende Kastanien, die alle bestimmte Aspekte des Lebens und Todes darstellen. Zudem sind Jamben (unbetont-betont) und Anapästen (zwei unbetonte, eine betonte Silbe) zu finden, welche den verträumten, mal ruhigen, mal aufgewühlten Fluss des Gedichts unterstützen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der Friedhof“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Klabund. 1890 wurde Klabund in Crossen an der Oder geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1913 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 91 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Berliner Ballade“, „Berliner Mittelstandsbegräbnis“ und „Berliner in Italien“. Zum Autor des Gedichtes „Der Friedhof“ haben wir auf abi-pur.de weitere 139 Gedichte veröffentlicht.
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