Das Mohnfeld von Gustav Falke

Es war einmal, ich weiß nicht wann
Und weiß nicht wo. Vielleicht ein Traum.
Ich trat aus einem schwarzen Tann
An einen stillen Wiesensaum.
 
Und auf der stillen Wiese stand
Rings Mohn bei Mohn und unbewegt,
Und war bis an den fernsten Rand
Der rote Teppich hingelegt.
 
Und auf dem roten Teppich lag,
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Von tausend Blumen angeblickt,
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Ein schöner, müder Sommertag,
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Im ersten Schlummer eingenickt.
 
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Ein Hase kam im Sprung. Erschreckt
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Hat er sich tief ins Kraut geduckt,
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Bis an die Löffel zugedeckt,
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Nur einer hat herausgeguckt.
 
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Kein Hauch. Kein Laut. Ein Vogelflug
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Bewegte kaum die Abendluft.
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Ich sah kaum, wie der Flügel schlug,
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Ein schwarzer Strich im Dämmerduft.
 
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Es war einmal, ich weiß nicht wo.
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Ein Traum vielleicht. Lang ist es her.
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Ich seh nur noch, und immer so,
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Das stille, rote Blumenmeer.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Das Mohnfeld“

Autor
Gustav Falke
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
134
Entstehungsjahr
1853 - 1916
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Mohnfeld“ wurde von Gustav Falke verfasst, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1853 bis 1916 lebte. Daher lässt sich das Werk in die Epoche des Naturalismus und der beginnenden Moderne einordnen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht ruhig und träumerisch, fast wie eine Momentaufnahme einer sommerlichen Landschaftsszene. Farbliche und sensorische Details wie der „rote Teppich“ der Mohnblumen oder der „schwarze Strich“ des Vogelflugs tragen zu dieser Atmosphäre bei.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht eine Erinnerung des lyrischen Ichs an eine friedliche Szene in der Natur. Es wird ein Feld voller Mohnblumen beschrieben, in dessen Mitte ein Sommertag zu schlafen scheint. In dieser Szene tritt ein Hase auf, der sich erschrocken versteckt, und ein Vogel fliegt durch die Abendluft. Das lyrische Ich betont, dass es sich vielleicht nur um einen Traum handelt, da es sich nicht mehr genau erinnert, wann und wo das Geschehen stattfand.

Die Botschaft des lyrischen Ichs könnte sein, dass es Schönheit und Ruhe in der Natur und in Momenten der Stille findet, vielleicht als Kontrast zur hastigen, lauten Realität. Auch könnte das lyrische Ich mit der Wiederholung der Unklarheit des Orts und der Zeit und der Möglichkeit eines Traums auf die Vergänglichkeit und Flüchtigkeit solcher Augenblicke hinweisen.

Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit je vier Versen, folgt also einer klaren und regelmäßigen Struktur. Die Sprache ist zugleich einfach und bildhaft, mit klarer, aber poetischer Bildsprache. Verben der Bewegung wie „trat“, „stand“, „lag“, „kam“ und „schlug“ schaffen Dynamik, während die vielen sensorischen Details und der Wechsel zwischen Nahaufnahmen (wie dem Hasen) und weiten Ansichten (wie dem Mohnfeld) eine lebendige und vielschichte Szenerie erzeugen.

Zusammenfassend handelt es sich bei „Das Mohnfeld“ um ein stimmungsvolles Naturgedicht, das die Schönheit und Ruhe eines vergangenen oder geträumten Momentes einfängt und zum Innehalten einlädt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Mohnfeld“ des Autors Gustav Falke. Falke wurde im Jahr 1853 in Lübeck geboren. In der Zeit von 1869 bis 1916 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 134 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Die Gedichte „Närrische Träume“, „Zwei“ und „Späte Rosen“ sind weitere Werke des Autors Gustav Falke. Zum Autor des Gedichtes „Das Mohnfeld“ haben wir auf abi-pur.de weitere 191 Gedichte veröffentlicht.

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