Der Ex-Lebendige von Heinrich Heine

Brutus, wo ist dein Cassius,
Der Wächter, der nächtliche Rufer,
Der einst mit dir, im Seelenerguß
Gewandelt am Seine-Ufer?
 
Ihr schautet manchmal in die Höh’,
Wo die dunklen Wolken jagen –
Viel dunklere Wolke war die Idee,
Die Ihr im Herzen getragen.
 
Brutus, wo ist dein Cassius?
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Er denkt nicht mehr an’s Morden!
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Es heißt er sei am Neckarfluß
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Tyrannenvorleser geworden.
 
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Doch Brutus erwiedert: du bist ein Thor,
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Kurzsichtig wie alle Poeten –
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Mein Cassius liest dem Tyrannen vor,
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Jedoch um ihn zu tödten.
 
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Er liest ihm Gedichte von Matzerath –
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Ein Dolch ist jede Zeile!
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Der arme Tyrann, früh oder spat,
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Stirbt er vor Langeweile.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Der Ex-Lebendige“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
104
Entstehungsjahr
1851
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Ex-Lebendige“ stammt von dem deutschen Dichter Heinrich Heine, der von 1797 bis 1856 lebte. Dies versetzt das Werk in die Epoche des Realismus und der Romantik, was sich in bestimmten Aspekten und Techniken des Gedichts zeigen könnte.

Bei erster Betrachtung legt das Gedicht einen eher dramatischen und düsteren Ton nahe, unterstrichen durch Heines Verweis auf historische Figuren – insbesondere Brutus und Cassius, die beiden bekanntesten Verschwörer gegen Julius Caesar. Im Allgemeinen scheint das Gedicht eine Art Dialog oder Konversation zwischen dem lyrischen Ich und Brutus zu sein, wobei das lyrische Ich wahrscheinlich eine metaphorische Vertretung für Heine selbst ist.

Inhaltlich dreht sich das Gedicht um das Thema Verrat und Mord, verbunden mit der Macht der Poesie. Das lyrische Ich fragt, wo Brutus' Mitverschwörer Cassius geblieben ist und weist hierbei auf symbolische Bilder wie ein nächtlicher Ruf oder eine Reise entlang eines Flusses hin, was Interpretationen über ihren Sinn ermöglicht - zum Beispiel kann der Fluss als Metapher für die Zeit oder das Leben gesehen werden. In der Strophe 3 wird angedeutet, dass Cassius nicht mehr an Mord denkt und sich am Neckar dem Vorlesen widmet. Doch in der nächsten Strophe entgegnet Brutus mit einer Verteidigung von Cassius' aktuellen Aktivitäten: er liest dem 'Tyrannen' vor, um ihn zu töten.

Die abschließende Strophe verdeutlicht dieses Bild noch weiter, indem sie die Idee einführt, dass Gedichte tödliche Waffen sein können – speziell die Gedichte von Matzerath, die mit der Langeweile als Todesursache des hypothetischen Tyrannen enden. Es lässt sich daraus schließen, dass Heine hier die Macht der Poesie und Sprache betont.

In Bezug auf die Form weist das Gedicht eine geordnete Struktur auf, wobei jede der fünf Strophen aus vier Versen besteht. Es gibt keine offensichtlichen Reimformen, was die Ernsthaftigkeit des Themas unterstreicht. Die Sprache bedient sich klarer, direkter Aussagen, was dem Gedicht einen eindringlichen Ton verleiht. Es ist dennoch eine gewisse Ironie zu erkennen, insbesondere im Einbezug von Matzeraths Gedichten, die hier als Mordwaffe dargestellt werden. Hier zeigt sich Heines satirische Verwendung von Poesie und dessen Hingabe zur Gesellschaftskritik.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Ex-Lebendige“ des Autors Heinrich Heine. Im Jahr 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. 1851 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 104 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Alte Rose“, „Altes Lied“ und „Am Golfe von Biskaya“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Ex-Lebendige“ weitere 535 Gedichte vor.

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